Die Chroniken von Sadek

Begonnen von Apur, 20. Januar 2025, 05:28:19

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Apur

Hier ist eine etwas düster anmutende Kurzgeschichte aus der Sicht Sadeks:

**Die Ketten des Sees** 

Ich war einst wie sie. Sterblich. Gebrechlich. Ein Spielball in den Händen von Launen, die sich ,,Götter" nannten. Unsere Ernte verdorrte, während sie sich im Überfluss labten. Unsere Kinder starben in den Kriegen, die sie gegeneinander führten, während sie uns Weisheit und Schutz versprachen. Ich sah das Elend. Ich fühlte die Verzweiflung. Und ich wusste, dass es anders sein musste. 

Die Nacht, in der es begann, war kühl und still. Die Sterne schienen heller als je zuvor, als hätte der Himmel meine Absicht erkannt. Ich betete nicht wie die anderen, nicht mit gebeugtem Kopf und gefalteten Händen. Nein, ich rief den Himmel heraus. ,,Kommt herab!" schrie ich. ,,Zeigt euch mir! Zeigt mir, warum ich euch gehorchen sollte!" Meine Stimme war rau, meine Kehle brannte, doch ich schrie weiter. Und dann... 

Eine Stimme. Tief, durchdringend, wie ein Erdbeben in meinem Geist. **,,Du forderst? Dann empfange."** 

Die Welt brach auf. Ein Licht – oder war es Dunkelheit? – fiel vom Himmel herab, und ich fühlte, wie es mich durchdrang. Wärme, Kälte, Kraft, Wissen – alles zugleich. Ich fiel auf die Knie, doch ich weinte nicht vor Angst. Ich weinte vor Ehrfurcht. Ich hatte sie gefunden, die Macht, die mich befreien würde. Die Macht, die uns alle befreien würde. 

In den folgenden Jahren erhob ich mich. Die anderen nannten mich Priester, doch ich war mehr. Ich heilte die Kranken, nährte die Hungernden und schützte die Schwachen. Sie folgten mir, nicht aus Furcht, sondern aus Hoffnung. Meine Armeen waren keine Soldaten – sie waren Gläubige, die den alten Göttern den Rücken kehrten. Ich wollte keine Kriege führen, ich wollte Ordnung schaffen. Gerechtigkeit. Frieden. 

Doch sie... die Götter... Sie sahen meine Taten und nannten sie Verrat. Sie nannten mich Ketzer, einen Emporkömmling, der ihre Ordnung stören wollte. Ihre Ordnung! Diese Ordnung, die uns unterdrückte, die unsere Leben wie Staub zerstreute, wann immer es ihnen beliebte! 

Sie kamen zu mir. Nicht mit Worten, sondern mit Feuer und Blitz. Die Sterblichen, die mich einst als Retter sahen, wurden von ihnen verführt, ihre Schwerter gegen mich zu erheben. Die Götter selbst stiegen herab, ein vereintes Pantheon, das nie zuvor Einigkeit gezeigt hatte – außer, um mich zu vernichten. 

Die Schlacht war grauenvoll. Ich erinnere mich an den Geruch von Blut und verbranntem Fleisch, an das Dröhnen göttlicher Stimmen, die mich verdammten. Ich kämpfte. Mit jeder Faser meines Seins kämpfte ich, und für einen Augenblick dachte ich, ich könnte sie bezwingen. Doch dann brachten sie die Ketten. 

Die Ketten. Geschmiedet aus göttlichem Licht, durchtränkt mit der Essenz all ihrer Kräfte. Sie schnitten durch mein Fleisch und meine Macht wie Messer durch Stoff. Ich schrie, als sie mich banden, schrie so laut, dass die Berge zerbrachen und der Himmel sich verdunkelte. 

,,Du wirst nicht sterben, Sadek," sagten sie. ,,Das wäre zu gnädig. Du wirst warten. Am Grund dieses Sees wirst du warten, gebunden, machtlos, und du wirst zuschauen, wie die Welt, die du erschaffen wolltest, ohne dich zugrunde geht." 

Und so fiel ich. In die Kälte, in die Dunkelheit, in die Einsamkeit. Jahrhunderte vergingen. Jahrtausende. Ich spüre noch immer die Ketten, die mich halten. Ich fühle den See über mir, seine kalte, träge Masse, die mich erdrückt. 

Aber ich höre auch ihre Stimmen. Die Sterblichen, die den See betreten. Ihre Zweifel, ihre Hoffnungen. Manche suchen Macht, andere Erlösung. Ich gebe ihnen, wonach sie verlangen – ein Flüstern hier, ein Versprechen dort. Einige kehren zurück, stärker, entschlossener. Andere vergehen in der Dunkelheit, unfähig, mein Geschenk zu tragen. 

Doch ich warte. Ich warte auf den Einen, der kommen wird. Den Auserwählten, der mich nicht fürchtet. Der mich nicht verdammt. Der versteht, dass ich nicht der Zerstörer bin, als den sie mich gezeichnet haben, sondern der Erneuerer, der Retter, den sie so lange brauchten. 

Und wenn dieser Auserwählte kommt, wenn er meine Ketten zerbricht und mich aus den Tiefen befreit... dann wird die Welt die Wahrheit erkennen. 

Denn ich bin nicht das Herz des Todes. 
Ich bin das Herz der Hoffnung. 
Hab nach ner Pause neu angefangen. Ingame: Laox