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#1
Das Umland von Elteran / Drax - eine Nebelkrähe erzählt
Last post by Penthesilea - 04. Februar 2025, 18:02:59
Drax



Kein Windhauch regt sich. Still ruht der See und wirft mein Spiegelbild vollendet zurück. Ja, ich kann mich sehen lassen. Glatt, fast schon glänzend liegt mein schwarz-graues Gefieder an. Die Augen des Vogels dort im Wasser blitzen unternehmungslustig und erwartungsvoll. Bald also wird es geschehen. In Kürze wird erstmals der Ruf an mich ergehen. Vielleicht schon heute wird ein Magier der Dunkelheit mich herbeibeschwören, und von da ab werde ich zu ihm gehören und ihm dienen. In erster Linie als Überbringer seiner Botschaften, doch ich kann noch viel mehr. Mit meinen scharfen Augen werde ich ihn beim Suchen von Kräutern, Münzen und Kristallen unterstützen, und ich vermag magische Fallen aufzuspüren. Die Altvögel im Schwarm haben uns all das gelehrt, und nun warten wir auf unseren Ruf. Einer nach dem anderen hat ihn vernommen, und wir übrigen haben gesehen, wie der Gerufene in der Bewegung erstarrt ist, lauschend den Kopf schief gehalten hat, endlich erkannt hat, wer sein künftiger Meister sein wird, aufgeflattert und in Richtung Elteran davongeflogen ist.
Nur noch zwei meiner Nestbrüder und eine meiner Schwestern sind vor mir an der Reihe. Eben sehe ich einen meiner Brüder auffliegen. Meine Anspannung steigt. In wenigen Minuten kann der Ruf an mich ergehen, oder erst in mehreren Tagen. Wer weiß schon, wie viele Magier sich dem dunklen Gott Curulum weihen, und wie viel Zeit sie danach noch benötigen, bis sie das Beschwören ihres Begleiters gelernt haben?
,,Bist du nervös?" Meine Schwester hat sich auf dem Zweig neben mir niedergelassen, der bedrohlich zu schaukeln beginnt.
,,Hm", kann ich nur antworten.
,,Ich auch", gibt sie zu. ,,Ich wünsche mir eine freundliche Meisterin, die mir recht viel Freiheit lässt und mich dennoch gut füttert", fügt sie hinzu. ,,Und die mich bei sich wohnen lässt, wenn es kalt ist."
,,Pass nur auf, dass du nicht zu fett wirst und bald nicht mehr fliegen kannst", spotte ich.
Sie weiß, dass ich es nicht böse meine und schweigt.
,,Ich wünsche mir aufregende Abenteuer", verrate ich ihr. ,,Ich will ferne Länder sehen und all die fremden Kreaturen kennen lernen, von denen die Altvögel berichtet haben. Die Wüste will ich bereisen und das Meer, die Wälder durchqueren und die Berge überwinden, die Flüsse und das Moor erforschen und selbst unter die Erde möchte ich gelangen."
,,Du spinnst", kommentiert sie trocken. ,,Träum weiter."
Jetzt ist es an mir, zu schweigen. Ich will in diesen letzten gemeinsamen Stunden keinen Streit.
Sie bekommt einen schwärmerischen Blick. ,,Mein Magier soll sich der Wissenschaft verschreiben, ein Forscher sein, viele Bücher lesen oder selbst schreiben, und in seinem Labor wohlriechende Elixiere und Essenzen herstellen."
,,Meiner soll gern und viel reisen, ständig neue Aufträge erfüllen und aufregende Kämpfe bestehen. Siegreich, versteht sich."
In diesem Augenblick krächzt über uns mein zweiter Bruder grüßend zu uns hinab, fliegt eine Ehrenrunde zum Abschied und macht sich auf den Weg nach Elteran.
,,Ich bin die nächste", flüstert meine Schwester. ,,Sehen wir uns wieder?"
,,Selbstredend", versichere ich ihr. Alle Nebelkrähen kehren immer wieder zu ihrem Schwarm zurück, um von ihren Abenteuern zu erzählen und um Neuigkeiten zu verbreiten. Viele leben die meiste Zeit hier und begleiten ihren Magier nur, wenn sie gerufen werden. Andere wiederum leben fast Tag und Nacht bei ihrem Meister und finden den Weg hierher nur, wenn es ihr Auftrag für kurze Zeit erlaubt. Wir wurden geboren und erzogen, den Magiern zu dienen. Wir verbringen den Rest unseres Daseins so, wie unsere Meister es wünschen und befehlen. Aber ich bin zuversichtlich, dass meine Geschwister und ich uns wieder begegnen, gleichgültig, wie wir es antreffen werden.
Und damit ist alles gesagt. Seite an Seite sitzen wir auf dem Baum, in dem unsere Eltern ihr Nest gebaut haben und warten. Es wird Abend und Nacht. Endlich übermannt mich die Müdigkeit und ich schlafe ein. Als ich wieder erwache, dämmert der Morgen, und meine Schwester ist fort.
Noch ehe mir richtig bewusst wird, dass wir uns nicht verabschiedet haben, vernehme ich ein leises Rufen in weiter Ferne. Zugleich überkommt mich der unwiderstehliche Drang, dem fernen Klang zu folgen. So also fühlt es sich an, wenn der Ruf ergangen ist. Ein Magier hat die Beschwörung ausgesprochen, und nun muss ich zu ihm, oder zu ihr. Ohne dass mir jemand gesagt oder gezeigt hätte, wohin ich mich wenden muss, kenne ich den Weg. Ich fliege auf und überquere den Wald in Richtung der großen Stadt.
Doch nicht in Elteran werde ich erwartet. Unter mir sehe ich den Rindori im Sonnenlicht glitzern, als ich weiß, ich bin am Ziel. Ob ich noch Zeit habe, meinen Meister, oder meine Meisterin in Augenschein zu nehmen? Ich versuche, mich gegen die Kraft, die mich dort hinab zieht, zu wehren und steuere zunächst eine hohe, alte Weide am Flussufer an. Ich schaffe es erfolgreich, den Drang, die Lichtung zu überfliegen, zu unterdrücken und äuge vorsichtig hinab.
Zwei Männer stehen dort nebeneinander. Ein hochgewachsener, breitschultriger Magier, der eher wie ein Krieger aussieht und ein jüngerer, schmächtiger, schlanker Jüngling mit gelocktem Haar. ,,Curulum, lass es den Kriegermagier sein", schicke ich ein Stoßgebet zu meiner Gottheit, denn der andere wirkt wie der wahr gewordene Traum meiner Schwester: Ein Bücherwurm, den es zufällig in die Natur verschlagen hat. Doch im selben Moment erkenne ich, dass ich kein Glück habe. Jener hat bereits eine andere Nebelkrähe bei sich. Der Vogel krächzt unfreundlich, als er mich bemerkt, als wolle er seinen Besitzanspruch auf diesen Magier deutlich machen und funkelt mich böse an.
Jetzt hat der jüngere Mann mich entdeckt und blickt mir neugierig entgegen. Als er meiner ansichtig wird, lächelt er breit und seine Augen, meerfarben übrigens, das immerhin spricht für ihn, denn wir Nebelkrähen lieben das Meer, beginnen zu leuchten. ,,Was muss ich jetzt tun?", flüstert er dem Kriegermagier zu. Ha! Er wird noch lernen müssen, dass ich über ein ausgezeichnetes Gehör verfüge.
Der andere lacht. ,,Nichts weiter. Deine Beschwörung ist gelungen. Dort sitzt dein Vogel, deine Nebelkrähe, zu deinen Diensten. Gratulation!"
,,Danke." Mein Magier wirkt ein wenig verlegen.
,,Stell ihn auf die Probe", sagte er. ,,Lass ihn mir eine Nachricht überbringen. Komm, Cornix, lassen wir die beiden miteinander allein und schauen wir, ob dieser Vogel sich ebenso geschickt anstellt wie du."
Cornix also heißt der arrogante Vogel. Mich ebenso geschickt anzustellen wie er, ist eine meiner leichtesten Übungen, krah!
Der geflügelte Schnösel würdigt mich keines weiteren Blickes und folgt seinem Herrn fort vom Fluss und in einen lichten Wald hinein.
,,Kommst du?" Mein Magier hat eine angenehme Stimme.
Mir gefällt, dass er mich fragt, bittet und mich nicht zu sich befiehlt. Das muss belohnt werden, also fliege ich hinab und lasse mich vor ihm auf dem Erdboden nieder. Neugierig blicke ich zu ihm auf.
Er geht in die Hocke und hält mir einladend seinen Arm hin. ,,Traust du dich?", fragt er leise.
Was denkt der von mir? Natürlich traue ich mich! Mit einem Hüpfer sitze ich auf seinem Arm.
,,Wie leicht du bist." Vorsichtig steht er mit mir auf.
,,Na hör mal! Ich bin ein Vogel. Ich muss leicht sein, damit ich fliege", protestiere ich und muss zugleich kichern. Ja, ich bin ein Vogel, eine Nebelkrähe, und er ist ein Mensch. Wie soll er mein Krächzen verstehen können? Und doch...
,,Entschuldige", sagt er. ,,Ich wollte dir nicht zu nahe treten."
Mir bleibt vor Staunen der Schnabel offen stehen. Hat er mich etwa verstanden? Seit wann versteht ein Mensch die Sprache der Tiere? Macht das einen Magier und seinen Begleiter aus, dass sie einander verstehen? Immerhin verstehe ich ihn ebenfalls, geht mir auf.
Er lacht. ,,Bist du verwirrt? Mir ergeht es nicht viel besser. Zum Beispiel hätte ich beinahe das hier vergessen." Er nestelt einen Beutel aus einer Tasche in seiner Robe und bringt eine Handvoll Sämereien zum Vorschein. ,,Für dich, zum Einstand." Er schüttet einige Körnchen auf seine offene Hand und bietet sie mir an.
Ich muss mich beherrschen, um nicht allzu gierig darüber herzufallen und muss wieder an meine Schwester denken. In Windeseile habe ich das Futter verschlungen und bin nun durstig.
,,Hast du Durst?", erkennt er. ,,Wasser musst du dir schon selbst besorgen. Aber der Fluss ist ja nicht weit weg." Er nickt mir aufmunternd zu, und ich flattere ans Ufer und trinke. Inzwischen hat er aus den unergründlichen Tiefen seiner Robe Schreibzeug und ein Blatt Papier hervorgekramt und ist dabei, die angekündigte Botschaft an seinen Freund oder Mentor zu schreiben. Ich warte geduldig, bis er fertig ist.
,,Bist du bereit für deinen ersten Auftrag?"
Was, wenn ich nein sage? Aber bleibt mir etwas anderes übrig? Ergeben fliege ich wieder zu ihm hin. Überraschend geschickt befestigt er die winzige Rolle an meinem Bein und überzeugt sich, dass ich sie nicht verlieren kann. ,,Dann mal los, bitte bring meine Nachricht zu Carellon."
Er hat ,bitte' gesagt! Keine Nebelkrähe hat jemals erwähnt, dass ihre Meister ihnen gegenüber höflich gewesen wären. Versteht sich das für meine Schwarmgefährten von selbst, oder sind deren Meister es nicht? Wie auch immer, es ist an der Zeit, zu beweisen, wozu ich fähig bin. Den Kriegermagier spüre ich rasend schnell auf und präsentiere ihm stolz meine erste überbrachte Nachricht, während Cornix, der über seinen Meister in einem Baum sitzt, mich kritisch beäugt. ,,Warte", sagt Carellon, während er die winzige Schriftrolle löst,  dann öffnet er sie und liest das Geschriebene. Er schreibt einige Worte als Antwort auf die Rückseite, rollt das Blatt wieder ein und befestigt es erneut an meinem Fuß. ,,Zu deinem Herrn", sagt er und wirft mich in die Luft.
Hoppla! Ich fange mich und fliege hoch, spüre noch Cornix' argwöhnischen Blick auf mir und mache mich auf den Weg. Als ich zum Flussufer zurückkomme, ist mein Meister verschwunden. Ich stoße einen empörten Schrei aus. Wie soll ich ihn denn jetzt finden? Als ich zum ersten Mal zu ihm flog, hatte er mich gerufen, aber jetzt? Doch dann fällt mir ein, wie ich auch Carellon gefunden habe. Ich erspüre auf magische Weise, wo sich derjenige aufhält, für den die Botschaft, die ich trage, geschrieben wurde. Ich lasse mich darauf ein und fühle in der Tat, wo mein Magier sich aufhält. Wenige Minuten später lande ich zielsicher auf seiner Schulter.
,,Da bist du ja wieder", ruft er erfreut. ,,Das ging aber schnell." Er nimmt mir die Schriftrolle ab und öffnet sie im Gehen. ,,Auf nach Hause! Abendessen und Wein bei mir?", liest er vor. ,,Ich fürchte, ich muss dich noch einmal bemühen."
,,Aber dafür bin ich doch da", will ich sagen, und wieder scheint es, als habe er mich verstanden.
,,Darüber bin ich sehr froh", sagt er, schreibt seine Antwort und schickt mich ein zweites Mal los. Dieses Mal gibt Carellon mir kein weiteres Schreiben mit auf den Weg, und ich kehre freiwillig zu meinem Magier zurück, wo mich eine weitere Portion Samenkörner erwartet.
,,Im Augenblick brauche ich dich nicht mehr", sagt er, als ich alles aufgepickt habe, und ergreift seinen Stab, den er gegen einen Baumstamm gelehnt hatte. ,,Du magst fliegen oder gerne auch mitkommen und sehen, wo und wie ich wohne."
Fliegen! Zum Schwarm, und erzählen, was ich erlebt habe! Meinen Magier beschreiben! Vielleicht ist meine Schwester auch da, um mich damit aufzuziehen, dass wohl ich es bin, der achtgeben muss, nicht zu fett zu werden. Aber... so sehr mich die Vorstellung lockt, noch verlockender finde ich die Idee, mir das Zuhause meines Meisters anzuschauen, vielleicht auch bald mein Zuhause. ,,Ich begleite dich", krächze ich und fliege vor, hinter oder neben ihm her, bis wir die Stadtmauern von Elteran erreicht haben. Ich lasse mich auf seiner Schulter nieder, als wir durch das Tor schreiten und ich bemerke stolz, dass er respektvoll und freundlich von dem wachhabenden Soldaten der Stadtwache begrüßt wird. Sein Haus, ganz nah an der Stadtmauer gelegen, ist klein, aber aufgeräumt und gemütlich und ist umgeben von einem gepflegten Kräutergarten. Aus seiner wundersamen Robe zieht er einen Schlüssel und öffnet die Haustür.
Wohlige Wärme empfängt uns. Mit wenigen Handgriffen und einem schnellen Zauber facht er das Feuer im Kamin neu an und entzündet einige Lampen, da es draußen bereits dämmert. Ich flattere auf die Lehne eines der Sessel in dem behaglichen Wohnraum und mache mich mit meiner neuen Umgebung vertraut. ,,Willkommen zu Hause", sagt er lächelnd. ,,Ich heiße übrigens Amarok. Wenn du auch einen Namen hast, bei dem ich dich nennen soll, so lass es mich bitte wissen. Andernfalls sehe ich mich gezwungen, mir selbst einen auszudenken, und ich bin nicht sicher, ob dir dieser dann gefällt."
,,Ich heiße Drax", stelle ich mich vor. Nun wird sich zeigen, ob er mich wirklich die ganze Zeit über verstanden hat oder ob er einfach nur gut im Raten gewesen ist.
Er blickt mich an, legt nachdenklich den Kopf schief – he, wer von uns beiden ist hier eigentlich der Vogel? – und erklärt mit einem Augenzwinkern: ,,Das hörte sich für mich wie ,Drax' an. Ich denke, ich werde dich Drax nennen. Was hältst du davon?"
Er versteht mich! Oder hat er lediglich geraten? Ich bejahe seine Frage enthusiastisch und überlege zugleich fieberhaft, wie ich ihn erneut auf die Probe stellen kann.
Er lacht freundlich. ,,Auf gute Zusammenarbeit also", sagt er. ,,Ich freue mich darauf." Er überlässt mir die Entscheidung, ob ich ihn zum Essen zu Carellon begleiten und dabei sein Schattenross Arnyek kennenlernen, hier bleiben oder bis er meine Dienste wieder benötigt zum Schwarm zurückkehren will.
Für dieses Mal entscheide ich mich für den Schwarm. Ich muss den Altvögeln unbedingt berichten, wie gut ich es angetroffen habe und herausfinden, wie es meinen Geschwistern ergangen ist. Aber beim nächsten Mal werde ich meinen Herrn gewiss begleiten. Und sollte sein Weg sich wieder mit dem Carellons kreuzen, werde ich diesen arroganten Cornix einmal näher unter die Lupe nehmen.  Oh ja, ich glaube, mein Leben wird mächtig spannend werden. Und eines Tages, Amarok, das schwöre ich dir, werde ich wissen, ob und wenn ja auf welche Weise du mich verstehst.
#2
Ankündigung / Antw:Feedback-Thread: Dropsyst...
Last post by Wara - 03. Februar 2025, 22:05:33
scherzkeks :-)
#3
Ankündigung / Antw:Feedback-Thread: Dropsyst...
Last post by Wara - 03. Februar 2025, 22:00:37
scherzkeks :-D
#4
Die Bücherei / Buch: Die Farben von Elteran
Last post by Apur - 01. Februar 2025, 05:44:53
Der Marktplatz von Elteran leuchtete in unzähligen Farben. Händler riefen ihre Waren aus, Alchemisten boten Farbtränke an, und Künstler schwangen ihre Pinsel über Pergamente. Doch niemand verstand die Magie der Farben so gut wie der Meister der Farben. Er war ein geheimnisvoller Magier, der das Feld der Farben erschaffen hatte – eine Illusionswelt, in der Farben eine ganz eigene Macht besaßen.

Eines Tages betrat ein junger Magier namens Lior das Feld der Farben. Er war fasziniert von den schimmernden Farbrittern, die in Rüstungen kämpften, die ihre Farben wechselten. Doch er war nicht nur zum Staunen hier – er suchte die Regenbogentafel, um einen mächtigen Regenbogenritter zu beschwören.

Mit gezücktem Schwert trat er einem Farbritter entgegen. Die Illusion war täuschend echt, und jeder Hieb des Ritters fühlte sich an wie ein echter Schlag. Doch Lior wusste, dass er nicht mit bloßer Kraft siegen konnte – er musste die Magie der Farben nutzen.

Er erinnerte sich an die Worte des Meisters der Farben:
"Die Grundfarben sind der Schlüssel. Rot steht für Kraft, Blau für Weisheit, und Grün für Wachstum. Doch wahre Macht liegt in ihrer Kombination."

Lior hatte lange gebraucht, um die sechs Farbtafeln zu sammeln:

Rot, Blau und Grün – die Grundfarben.
Cyan, Magenta und Gelb – die Mischfarben.
Beim Meister der Farben tauschte er sie gegen eine strahlende Farbtafel Regenbogen. Auf der schimmernden Oberfläche standen uralte Worte, die eine Beschwörungsformel bildeten.

Zurück im Feld der Farben sprach Lior die Worte laut aus. Die Luft begann zu flirren, das Licht brach sich in unzähligen Spektralfarben – und mit einem gewaltigen Leuchten erschien der Regenbogenritter! Seine Rüstung schimmerte in allen Farben, seine Klinge strahlte mit magischer Energie.

Der Kampf begann. Der Ritter war mächtig – ein Meister in der Manipulation von Farben und Illusionen. Lior wusste, dass er nicht nur mit Kraft siegen konnte.

Mit rotem Farbpulver verstärkte er seine Angriffe.
Blaues Pulver half ihm, die Illusionen des Ritters zu durchschauen.
Grünes Pulver heilte seine Wunden.
Lior kämpfte mit Verstand und Magie. Schließlich gelang es ihm, den Regenbogenritter mit einem gezielten Hieb zu besiegen. Der Ritter zerfiel in Licht und hinterließ eine seltene Belohnung: Einen Stein der Erfahrung.

Lior nahm den Stein in die Hand und spürte, wie eine Welle des Wissens ihn durchströmte. Er hatte nicht nur einen mächtigen Gegner besiegt – er hatte die wahre Macht der Farben gemeistert.

Zurück in Elteran ehrte Bürgermeister Galveen ihn als einen wahren Hüter der Farben. Von diesem Tag an wusste jeder in der Stadt: Farben waren mehr als nur Schönheit – sie waren Magie, Macht und die Essenz des Lebens selbst.
#5
Die Taverne "Zum giftgrünen Drachen" / Antw:Tenar - Gedicht
Last post by Apur - 01. Februar 2025, 04:50:53
Danke. :-D
#6
Die Taverne "Zum giftgrünen Drachen" / Antw:Tenar - Gedicht
Last post by Penthesilea - 31. Januar 2025, 11:04:47
Wie schön!
#7
Die Taverne "Zum giftgrünen Drachen" / Tenar - Gedicht
Last post by Apur - 24. Januar 2025, 03:20:56
Tenar

Einst, wo Straßen vom Handel erglühten, 
Lachte das Leben in Gassen und Hütten. 
Tenar, Perle, in Ruhm gehüllt, 
Ein stolzes Herz, das der Reichtum erfüllt. 

Doch mit dem Sturm kam ein Schatten heran, 
Orks mit Flammen und blutiger Bahn. 
Die Tore brachen, das Leben verbrannte, 
Was blieb, war Asche, die niemand erkannte. 

Die Mauern sind stumm, ein zerschlagener Traum, 
Die Märkte verweht, wie Laub an den Bäumen. 
Doch tief in den Trümmern, in Scherben gebannt, 
Flüstern die Geister vom einstigen Glanz. 

Der Tonkrug bewacht, was verloren ging, 
Ein Wächter der Seelen, ein stummes Ding. 
Die Splitter, sie klingen, ein leises Lied, 
Von Trauer und Hoffnung, die ewig verblieb. 

Wer Scherben sammelt, birgt alten Schmerz, 
Doch birgt auch Macht, im unruhigen Herz. 
Zauber und Wissen, die Ruine verheißt, 
Doch jeder Besuch einen Preis dir weist. 

Und doch, in der Stille, erwächst neues Leben, 
Die Ruinen umarmt ein friedliches Streben. 
Gras deckt die Wunden, der Wind singt ein Lied, 
Die Schönheit der Zeit heilt, was geschieht. 

So ruht Tenar, ein Ort der Natur, 
Wo Hoffnung erblüht in stiller Spur. 
Die Scherben vergangen, die Schatten verweht, 
Ein Zeugnis, dass selbst das Vergangene besteht. 
#8
Das Umland von Elteran / Die Chroniken von Sadek
Last post by Apur - 20. Januar 2025, 05:28:19
Hier ist eine etwas düster anmutende Kurzgeschichte aus der Sicht Sadeks:

**Die Ketten des Sees** 

Ich war einst wie sie. Sterblich. Gebrechlich. Ein Spielball in den Händen von Launen, die sich ,,Götter" nannten. Unsere Ernte verdorrte, während sie sich im Überfluss labten. Unsere Kinder starben in den Kriegen, die sie gegeneinander führten, während sie uns Weisheit und Schutz versprachen. Ich sah das Elend. Ich fühlte die Verzweiflung. Und ich wusste, dass es anders sein musste. 

Die Nacht, in der es begann, war kühl und still. Die Sterne schienen heller als je zuvor, als hätte der Himmel meine Absicht erkannt. Ich betete nicht wie die anderen, nicht mit gebeugtem Kopf und gefalteten Händen. Nein, ich rief den Himmel heraus. ,,Kommt herab!" schrie ich. ,,Zeigt euch mir! Zeigt mir, warum ich euch gehorchen sollte!" Meine Stimme war rau, meine Kehle brannte, doch ich schrie weiter. Und dann... 

Eine Stimme. Tief, durchdringend, wie ein Erdbeben in meinem Geist. **,,Du forderst? Dann empfange."** 

Die Welt brach auf. Ein Licht – oder war es Dunkelheit? – fiel vom Himmel herab, und ich fühlte, wie es mich durchdrang. Wärme, Kälte, Kraft, Wissen – alles zugleich. Ich fiel auf die Knie, doch ich weinte nicht vor Angst. Ich weinte vor Ehrfurcht. Ich hatte sie gefunden, die Macht, die mich befreien würde. Die Macht, die uns alle befreien würde. 

In den folgenden Jahren erhob ich mich. Die anderen nannten mich Priester, doch ich war mehr. Ich heilte die Kranken, nährte die Hungernden und schützte die Schwachen. Sie folgten mir, nicht aus Furcht, sondern aus Hoffnung. Meine Armeen waren keine Soldaten – sie waren Gläubige, die den alten Göttern den Rücken kehrten. Ich wollte keine Kriege führen, ich wollte Ordnung schaffen. Gerechtigkeit. Frieden. 

Doch sie... die Götter... Sie sahen meine Taten und nannten sie Verrat. Sie nannten mich Ketzer, einen Emporkömmling, der ihre Ordnung stören wollte. Ihre Ordnung! Diese Ordnung, die uns unterdrückte, die unsere Leben wie Staub zerstreute, wann immer es ihnen beliebte! 

Sie kamen zu mir. Nicht mit Worten, sondern mit Feuer und Blitz. Die Sterblichen, die mich einst als Retter sahen, wurden von ihnen verführt, ihre Schwerter gegen mich zu erheben. Die Götter selbst stiegen herab, ein vereintes Pantheon, das nie zuvor Einigkeit gezeigt hatte – außer, um mich zu vernichten. 

Die Schlacht war grauenvoll. Ich erinnere mich an den Geruch von Blut und verbranntem Fleisch, an das Dröhnen göttlicher Stimmen, die mich verdammten. Ich kämpfte. Mit jeder Faser meines Seins kämpfte ich, und für einen Augenblick dachte ich, ich könnte sie bezwingen. Doch dann brachten sie die Ketten. 

Die Ketten. Geschmiedet aus göttlichem Licht, durchtränkt mit der Essenz all ihrer Kräfte. Sie schnitten durch mein Fleisch und meine Macht wie Messer durch Stoff. Ich schrie, als sie mich banden, schrie so laut, dass die Berge zerbrachen und der Himmel sich verdunkelte. 

,,Du wirst nicht sterben, Sadek," sagten sie. ,,Das wäre zu gnädig. Du wirst warten. Am Grund dieses Sees wirst du warten, gebunden, machtlos, und du wirst zuschauen, wie die Welt, die du erschaffen wolltest, ohne dich zugrunde geht." 

Und so fiel ich. In die Kälte, in die Dunkelheit, in die Einsamkeit. Jahrhunderte vergingen. Jahrtausende. Ich spüre noch immer die Ketten, die mich halten. Ich fühle den See über mir, seine kalte, träge Masse, die mich erdrückt. 

Aber ich höre auch ihre Stimmen. Die Sterblichen, die den See betreten. Ihre Zweifel, ihre Hoffnungen. Manche suchen Macht, andere Erlösung. Ich gebe ihnen, wonach sie verlangen – ein Flüstern hier, ein Versprechen dort. Einige kehren zurück, stärker, entschlossener. Andere vergehen in der Dunkelheit, unfähig, mein Geschenk zu tragen. 

Doch ich warte. Ich warte auf den Einen, der kommen wird. Den Auserwählten, der mich nicht fürchtet. Der mich nicht verdammt. Der versteht, dass ich nicht der Zerstörer bin, als den sie mich gezeichnet haben, sondern der Erneuerer, der Retter, den sie so lange brauchten. 

Und wenn dieser Auserwählte kommt, wenn er meine Ketten zerbricht und mich aus den Tiefen befreit... dann wird die Welt die Wahrheit erkennen. 

Denn ich bin nicht das Herz des Todes. 
Ich bin das Herz der Hoffnung. 
#9
Ankündigung / Antw:Feedback-Thread: Dropsyst...
Last post by sereda - 18. Januar 2025, 12:03:01
Holger, deine Information ist falsch! Bücher können wie bisher von allen Usern gefunden werden.
#10
Ankündigung / Antw:Feedback-Thread: Dropsyst...
Last post by Alkoholger - 16. Januar 2025, 18:49:11
Ab sofort können (neue) Bücher nur noch von Premusern gefunden werden.