Einige Worte an die eifrigen Leser:Tja, thechinese, hätte ich das ein Stück früher bemerkt, dann wären auch schon weit früher Posts hinterher gekommen... jetzt muss ich erst mal wieder die Stellen heraussuchen, die ich hier jetzt einfügen muss.
Und wie unser Foren-Chinese schon gesagt hat, lieber Alatriste, geht die Geschichte noch ein ganzes Stück lang weiter, wird noch bei weitem verrückter, als sie ohnehin schon ist, und enthält zum Schluss noch einige schöne Stellen an Gotteslästerung, bei denen mich der Vatikan wahrscheinlich exkommunizieren würde. Nicht, dass ich noch großartig an Gott oder dem christlichen Glauben festhalte, aber Du verstehst schon, was ich sagen will.
Und was, liebe(r) Pantha, verstehst Du denn bei der Story nicht? Ich gebe gerne Auskunft über etwaige schwierige Stellen.

Und nun geht's weiter.

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Himmel
»Na, wie geht´s denn so?«
Der Junge wacht auf. Noch völlig übermüdet blinzelt er den bleichen Schädel an, der ein wenig über seinem Gesicht schwebt. »Ich habe geschlafen...«
»Das stört mich doch nicht.« Der Totenkopf verzieht sich zu einem breiten, schelmischen Grinsen. Dem Jungen hingegen ist gar nicht nach Lachen zumute. Er blickt kurz auf seinen Wecker. »Es ist zwei Uhr früh. Was soll der Mist? Hast du nichts besseres zu tun?«
»Nö. Meine Aushilfe ist wieder dran.«
»Wie schön für dich.« Der Angesprochene gähnt ausgiebig, dann steigt er nur in einer kurzen Hose begleitet aus dem Bett. »Und wieso kommst du dann ausgerechnet zu mir?«
»Wolltest du nicht mal Gott sehen?«
Der Junge bleibt abrupt stehen, wendet sich jedoch nicht der schwarzen Gestalt zu. »Schon möglich.«
»Nun, er wäre bereit, dich zu empfangen.«
Der Junge wirbelt herum. »Echt jetzt?«
»Na, glaubst du, ich lüge?«
»Woher soll ich das denn wissen? Wer kennt den Tod schon persönlich?«
»Du.«
»Aber nicht gerade lange.«
»Zwei Monate sind lange genug, findest du nicht?«
»Ja, schon gut... also, ich kann jetzt mit Gott reden? Und wie komme ich zu ihm?«
»Och, das geht schnell...« Die knöcherne Hand schnippt einmal mit den Fingern, dann verschwimmt alles um den Jungen herum in einem gewaltigen Strudel von Farben. Im nächsten Moment steht er plötzlich vor einem riesigen, goldenen Tor. Als er nach unten schaut, stellt er mit Erschrecken fest, dass er die Welt erblickt, die grüne und blaue Kugel, die sich langsam dreht. Mit einem leisen Knall erscheint der Tod neben ihm. »Na, ist das nicht mal ein Ausblick?«
»Ja, toll... ich hätte fast einen Herzschlag bekommen.«
»Sorry, vielleicht hätte ich dich warnen sollen, aber dann hätte ich mir selbst den Spaß genommen.«
»Na, vielen Dank.« Der Junge blickt säuerlich auf. Vor dem Tor steht eine weiße Gestalt. »Wer ist das?«
»Petrus. Säuft sich wahrscheinlich wieder zu.«
»Petrus säuft?!«
»Wie ein Fass. Der Gute hat mit Alkoholproblemen zu kämpfen. Ich kann es ihm nicht verübeln, er muss ja die ganzen Jahrtausende nur hier herumstehen und darf sich nicht mal einen Fernseher anschaffen...«
»PC?«
»Nope.«
»MP3-Player?«
»Ich habe doch gesagt, dass er nix haben darf! Deswegen lässt er sich immer ´nen Krug Wein runterschicken, sobald der letzte leer ist. Und immer so weiter.«
»Bemerkt Gott das denn nicht?«
»Komm einfach mit, dann wirst du schon sehen, warum er nichts unternimmt...«
Die Beiden gehen auf das Tor zu, es öffnet sich quietschend und Petrus winkt ihnen überschwänglich zu. »Ssssssssssalute! N... n... nnnna, wie jeht´s´n soooo?«
»Hallo, Petrus. Hast du mal ´nen Schluck für mich übrig?«
»Aaaaber imme´ doch!« Das schwankende, dicke Kerlchen mit winzig kleinen Flügeln am Rücken reicht dem Tod den Krug. Die schwarze Gestalt nimmt einige Schlücke, dann gibt sie das tönerne Gefäß wieder zurück. »Danke, wir gehen dann mal zu Gott.«
»Jawollja! Ein... n... n Hoooch auf´n Gott!« Petrus fängt an zu Kichern und hört nicht mehr auf. Der Junge hört das Gelächter auch dann noch, als sie schon ein ganzes Stückchen gegangen sind.
»Meine Fresse, den hat es aber ganz schön erwischt...«
»Er lebt ja schon seit fast 3000 Jahren mit dem Alk-Problem...«
»Habt ihr denn noch gar nicht versucht, ihm das Saufen auszutreiben?«
»Das ist nicht mein Bier. Dafür ist Gott zuständig. Ich passe auf, dass in der Hölle nichts los ist.«
»Was soll da denn schon Großartiges los sein?«
»Hähä... du kennst die Hölle schlecht.« Ein breites Grinsen ziert den Schädel, dann wendet er sich wieder nach vorne. »Bald sind wir da.«
Die beiden stapfen über die Wolken hinweg. Der Junge erblickt hier und dort einige Gebäude, die nur aus Watte zu bestehen scheinen. Dann zupft ihn sein Kumpane am Ärmel.
»Schau mal da drüben.«
Der Junge folgt dem Arm, der sich nach rechts ausstreckt. Ein riesiges Golfgebiet erstreckt sich dort.
»Da ist ja keiner...«
»Liegt nur daran, dass das halbe Himmelreich ein Golfplatz ist. Die ganzen wohltätigen Millionäre haben hier mehr als genug zu tun...«
»Schon klar. Was ist denn jetzt mit Gott? Kann ich ihn endlich mal sehen oder was?«
»Ja, ja, nur keine Hektik.«
Mit einem Mal steht ein imposanter Palast vor dem Jungen. Staunend blickt er zur Spitze, die er jedoch nicht einmal sehen kann.
»Meine Fresse...«
Mit einem leisen Knall erscheint ein winzig kleiner Engel neben dem Jungen.
»Keine Ausdrücke! Erste Verwarnung!«
So schnell, wie das kleine Ding erschienen war, ist es wieder verschwunden. Der Junge schaut noch einen Moment verdutzt, dann lacht er lauthals.
»LOL, das ist ja wie auf meiner Gildenhomepage!«
»Auf bitte was?«
»Ach, nichts. Wie viele Verwarnungen darf ich kassieren?«
Der Tod grinst. »Da du ja Gottes Liebling bist, bezweifle ich, dass man dich überhaupt raus schmeißen wird.«
»Ach so... na gut. Können wir jetzt eintreten?«
»Bist du blind? Das Tor ist doch zu!«
Der Junge schaut noch einmal zu dem Gebäude. Tatsächlich ist das riesige Tor geschlossen.
»Hm...«
»Was 'hm'?«
»Das Zeugs ist doch nur Wolke, oder?«
»Ja, schon!«
Der Junge grinst breit, dann geht er einfach los und rennt durch das Tor hindurch. Zuerst sieht er nichts als weiß um sich herum, dann tritt er in eine gewaltige Halle. Überall lagern Engel, die sich angeregt unterhalten. Doch all die Gespräche verstummen abrupt, als sie ihn sehen.
Der Tod folgt dem Jungen und klopft ihm anerkennend auf die Schulter. »Wirklich schlau. Wäre selbst wohl nicht so schnell darauf gekommen.«
»Sag mal, sind das alles Frauen?« Ein wenig zweifelnd blickt der Junge herum. Die ersten der Engel fangen bereits an, leise zu kichern und ihm zuzuwinken. Der Junge lächelt unsicher.
»Ja. Ja, ich denke schon. Warum?«
»Gegenfrage: warum starren die mich alle so an???«
Der Tod schaut sich ebenfalls um, dann verschwindet das Grinsen langsam von seinem Gesicht. »Oh scheisse...«
Plopp. »Erste Verwarnung!«
»Schnauze da!«
»Verdammt, wieso schauen die mich alle so an???«
»Zweite Verwarnung!«
»Schnauze!
»Red nicht, lauf!!!« Der Tod packt den Jungen am Kragen und rennt auf das Tor zu. Mit schreckgeweiteten Augen beobachtet der Junge, wie alle Engel auf einmal aufspringen und auf ihn zugeflogen kommen. Ein entsetzter Schrei entringt sich seiner Kehle. Die ersten Hände strecken sich nach ihm aus...
Eine weiße Schicht umgibt den Jungen, dann fällt er auf die Wolke und bleibt starr darauf liegen. Der Tod liegt gleich neben ihm und atmet schwer.
Schließlich findet der Junge seine Stimme wieder. »Verdammte Kacke, was war das denn??«
Plopp. »Dritte -«
Ein Schlag auf den Schädel des kleinen Engels hindert ihn daran, den Satz zu beenden, sondern lässt ihn bewusstlos auf die Wolkendecke klatschen. Der Tod grinst wieder breit, so wie er es praktisch immer tut.
»Du willst wissen, was da drin los war?«
»Was hast du erwartet?? Ich würde schon gerne den Grund wissen, warum mich ein Haufen weiblicher Engel umbringen will!«
»1.: Es gibt nur weibliche Engel. Mit einiger weniger Ausnahmen, wie zum Beispiel Petrus und die engsten Vertrauten von Gott. Er verlässt sich nicht so gerne auf Frauen, die reden ihm zu viel.«
»Kenn ich...«
»2.: Gott hat ein Flirt-Verbot verabschiedet.«
»Was??« Der Junge lacht noch lauter als vorher. »Flirt-Verbot? Meine Güte, die armen...« Das Lachen bleibt ihm im Halse stecken. »Moment mal... Flirt-Verbot? Für die Frauen, die hier leben?«
»Exakt.«
»Du meinst...«
»Na, arbeitet es in deinem Oberstübchen?«
»Du meinst nicht wirklich...«
»Doch, genau das meine ich.«
»Die wollen allesamt was von mir?!«
»Sieht ganz danach aus.«
»Ähm...« Der Junge kratzt sich ein wenig verlegen am Kopf. »Frage: wie soll ich an denen alle vorbeikommen?«
»Och, das ist nicht mein Problem.« Der Tod lacht finster und dunkel, aber eindeutig schadenfroh auf.
»Vielen Dank.« Beleidigt schaut der Junge um sich. »Gott ist da drinnen?«
»Ja.«
»Die Treppe rauf, die natürlich genau hinter diesen ganzen Engeln war?«
»Ja.«
»Scheisse...«
Ein leises Röcheln ertönt. »Dritte Verwarnung...«
»Schnauze.«
»Willst du denn gar nicht?«
»Was will ich nicht?«
»Na, du weißt schon.«
»NEIN!«
»Ja, ja, schon gut!« Der Tod grinst so breit, wie es der Junge noch nie gesehen hat. »Jedenfalls wird es jetzt ganz schön schwer für dich, zu Gott zu kommen.«
»Hätte ich nicht gedacht...« Der Junge lächelt leicht. »Aber ein paar von denen waren echt süß.«
»Und deine Freundin hat dich verlassen! Einen geeigneteren Zeitpunkt gibt es doch gar nicht!«
»Ich will Liebe, keinen One-Night-Stand oder so ´nen Mist.«
»Wirklich?« Der Tod schaut ihn ein wenig zweifelnd an. »Bist so ziemlich der Erste, den ich das sagen höre...«
»Mir egal. Ich bin nicht auf Sex aus.«
»Vielleicht findest du hier ja deine wahre Liebe.«
»Ja, klar. Soll ich etwa draufgehen, damit ich hier meine 'wahre Liebe' finde?«
»Das ist nicht nötig. Du könntest ja Gott fragen, ob er dir besagten Engel als persönlichen Schutzengel einstellt.«
Der Junge schaut auf. »So was gibt´s auch?«
»Klar. Das interessiert dich, was?«
»Hm...« Die Miene des Jungen hellt sich auf. »Klar, warum nicht?«
»Dann geh rein und hol dir eine.«
Die Freude des Jungen war wie weg geflogen. »Da rein? Zu diesen Verrückten? Wer bin ich denn?!«
»Ein Mensch, und ein verdammt anständiger dazu.«
»Vierte Verwarnung. Beehren Sie uns bald wieder.«
Die linke Augenhöhle des Todes scheint sich zu verkleinern. Hätte er eine Augenbraue gehabt, so wäre diese wohl nun auf den Kopf gewandert. »Hm... wir sehen uns.«
Eine riesige Hand erscheint direkt hinter der Kapuzengestalt und schnipst diese einfach weg. Der Tod heult auf. Zwischen dem Gejaule kann man noch leise einige Wortfetzen verstehen, wie etwa: »Fliegen! Was´n Spaß!« Dann hat er bereits das goldene Tor überwunden und verschwindet in der Wolkendecke.
Der kleine Engel richtet sich ächzend auf. »Mir tut noch alles weh...«
»Sag mal, wieso bist du ein Mann?«
»Verzeihung?«