Schwarzes Salz

Begonnen von ThirdEye, 21. Oktober 2013, 00:30:48

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ThirdEye

Schon seit einigen Wochen kursierten abstruse Gerüchte unter den Händlern und Gelehrten der Stadt. Angeblich hätten einige Wüstenräuber aus dem Umland von Elteran minderwertiges Adamitsalz in großen Mengen vertrieben und so unter die städtischen Vorräte gebracht. Auf einer Kundgebung ließ der Bürgermeister vor zwei Tagen verlauten, dass dies alles nur ein Trick der Räuber sei um die innerstädtischen Handelsabkommen zu schwächen und ein Monopol auf den Salzhandel zu erpressen. Die Salzkrise sei eine Lüge.

Der Vermummte hockte im Mondlichtschatten eines Schornsteins und starrte vom fünften Pier aus auf das wellende Wasser.
[..beobachten, folgen und Bericht erstatten.. solche Missionen kommen normalerweise nie von ganz oben..]

Aus einer sicheren Quelle hatte der hohe Rat erfahren, dass in dieser Nacht ein Schiff mit einer großen Ladung Adamitsalz eintreffen würde. Der Zwischenhändler war hier unbekannt. Offiziell sollte die Observierung nur der Prävention von Nachahmern dienen, jedoch schien hier etwas nicht zu stimmen. Solche Angelegenheiten regelten normalerweise die Ratsbediensteten oder die Stadtwache - jedoch nicht die Assassinen.

[..Wüstenräuber.. pah.. nicht gerade die traditionellsten Händler im Salzgeschäft.. und vor allem nicht im Seehandel..]

Am nächtlichen Horizont war kein Schiff in Sicht. Der Assassine lockerte die Bandagen um seinen Kopf. Wenn man mehrere Tage oder gar Wochen mit einem stark eingeschränkten Sichtfeld lebt, sich an dieses gewöhnt, und es dann wieder erweitert, lassen sich erstaunliche Verbesserungen der menschlichen Vision erzielen - zumindest bei Nacht.
Der Assassine richtete sich mit geschlossenen Augen auf, schnitt mit seinem Dolch in eine Fingerspitze und presste diese auf die Mitte seiner Stirn. Das Blut hinterließ einen roten Fleck. Er öffnete die Augen und sah in weiter Ferne den Mast eines Schiffes...

Ranthoron

Nach einem langen Tag im Labor vertrat sich der junge Magier die Beine am Hafen - das sanfte Plätschern der Wellen war so schön beruhigend. Schmunzelnd dachte er an die Geschichte vom Steingolem an der Quelle des Rindori, die ihm seine Großmutter zu erzählen pflegte, wußte er doch, daß dank seines Fleißes genug Salz in seiner Truhe lagerte.

Plötzlich meinte er, eine Bewegung in den Schatten zu erkennen. Als er genauer hinsah, war er sich sicher, daß ihm seine Augen einen Streich gespielt hatten.

Müde lenkte er seine Schritte heimwärts - morgen würde er seine Kräfte wieder brauchen.

ThirdEye

Der Assassine vernahm gemächliche Schritte von der Straße unterhalb der Halle auf der er sich befand. Als er die Person jedoch identifizieren wollte bemerkte er, dass der kleine Trick mit dem Blut einen erheblich negativen Einfluss auf seine Nahsicht verübte.
[..uff.. das meinte sie also mit Nebenwirkungen..]
Anhand des Schalls der Schritte konnte er zwar recht exakt ausmachen wo sich die Person befand, jedoch waren nur schemenhafte Umrisse zu erkennen. Begleitet von einem leichten Schwindelgefühl ließ sich der Assassine neben dem Schornstein nieder und rollte die Bandagen wieder um seinen Kopf.
[..in etwa 30 Minuten bis es anlegt..]

~~~ Einige Gelehrte behaupten tief und fest, dass die Zeit in Elteran nicht immer gleich schnell vergeht. Der Grund für die angeblichen Unregelmäßigkeiten im Zeitkontinuum seien auf diverse Experimente (bzw. deren katastrophale Misserfolge) zurückzuführen, die Mitglieder der Arkanen Universität vor ca. 2 Jahrzehnten an gefangenen Wächtern der Zeit durchführte. ~~~

Das Schiff hatte angelegt. Einige Männer trugen Fässer und Kisten aus dem Kahn auf einen am Dock bereitgestellten Transportwagen, welcher verdächtigerweise keines der Symbole der städtischen Handelsgilden trug. Vier in schwarze Roben gekleidete Personen gingen derweil nervös am Pier auf und ab.

Es war mittlerweile weit nach Mitternacht und am Hafen schien sich ansonsten niemand aufzuhalten. Keine Nachtwächter, keine Hafenaufseher, keine Zivilisten. Lediglich der Vermummte hockte im Schatten eines Containers am Pier nebenan und beobachtete das Geschehen.
[..hm.. das sind Roben der Priester des Curulum. Von wegen Wüstenräuber..]

Der Wagen war schnell beladen, worauf hin einige der Männer zurück an Bord gingen während fünf blieben um den Wagen zu begleiten, unter ihnen drei der in schwarz gekleideten. Der Weg führte sie vorbei an Pier drei und zwei - hinab vom Hafengelände in eine Nebengasse der Marktstraße.

Der Assassine folgte ihnen - durch Schatten und auf Dächern. Lautlos. Sich seiner Umgebung völlig bewusst. Gerade als er an einer Außenwand herunterklettern wollte sah er, dass der Wagen plötzlich angehalten hatte. Es wurde laut. Der Assassine kletterte wieder hinauf und blickte vom Dach herab. Anscheinend hatte sich jemand der Fracht in den Weg gestellt.
[.. oh je. wer ist das denn?]

ThirdEye

#3
"HAAAAAAHAA! Haaab ich euch! Naaachschuuub! ~hicks~ ..Der däämliche Wirt wollte mir nischt mehr einschenken.. aber iiihr seid meine Freunde! rischtsch? ..~hick~.."

Ein stattlicher (um nicht zu sagen recht fetter) Greis stand wankend vor dem Wagen und schielte auf die Ladung. "waschabt ihr dennn da soo an Bord?"

Einer der dunklen Priester richtete seinen Zauberstab auf den Mann und ging auf ihn zu. "Aus dem Weg, du erbärmlicher Trunkenb.."~bufff~ Ein dumpfer Knall hallte durch die Straße als der Schädel des Priesters auf das Steinpflaster knallte.

~~~ Elterans Straßen können bei Nacht ziemlich gefährlich sein. Und ich rede hier nicht von Räubern, Betrügern, Assassinen oder der Mafia. Die gibt es in jeder anderen Stadt auch. So richtig gefährlich wird es, wenn fähige Magier sich dem Alkohol oder anderen Bewusstseinsverändernden Substanzen hingeben. Als Beispiel sei hier nur am Rande die letztjährige Weihnachtsfeier der Arkanen Universität genannt, nach der knapp das halbe östliche Wohnviertel in Flammen stand, während die übriggebliebenen Magier durch die Straßen zogen und Weihnachtslieder gröhlten. Noch zwei Wochen später roch es in der gesamten Stadt nach verbranntem Holz und Zimt.~~~

Die zwei Burschen die den Karren zogen entschlossen sich recht schnell zur Flucht, während die beiden noch stehenden Priester etwas perplex umherblickten und mit der Lage sichtlich überfordert waren. Der dicke Greis näherte sich entschlossen, wenn auch motorisch etwas unkoordiniert, dem Wagen.

[.. beobachten, folgen und Bericht erstatten.. hm?]
Der Vermummte griff in die Tasche seiner Robe und zum Vorschein kam eine recht kleine, aber äußerst hässliche, mit Warzen übersäte Kröte. Er flüsterte ihr zu.
"okay. wir haben das geübt."
Er blickte vom Dach. Die Kröte schielte von seiner Hand aus hinterher.
"quwaak?? das sind mindestens 5 Meter! Du willst mich doch wohl nicht hier runterweeeeeeee....."

ThirdEye

Während des Falls zappelte die kleine Kröte (die übrigens den Namen Lucilia trug) in Todesangst mit allen Gliedmaßen bevor sie sich dazu entschloss, die Augen zu schließen, sich ihrem Schicksal hinzugeben und in Bruchteilen von Sekunden ihr gemütliches Amphibienleben noch einmal vor dem inneren Auge Revue passieren zu lassen.
Alles war so einfach, bevor sie diesen Pakt mit dem Assassinen geschlossen hatte. Daheim, im Sumpf, hätte wirklich niemand derartige Sachen von ihr verlangt. Sie hätte wahrscheinlich einen schönen Tod gehabt, alt und verrunzelt, Kinder und Enkelkinder trauernd um sie versammelt.
Stattdessen nun, ein Haufen Matsch auf dem Elteraner Strassenpflaster.

Während der nächsten paar Sekunden verlief alles ziemlich schnell.
Der Vermummte hatte genau im richtigen Moment das Zeichen geformt, woraufhin er recht unsanft auf dem Pflaster aufsetzte, sich aber noch abrollen konnte um Knochenbrüche zu vermeiden.
Die Kröte - aus ihren Gedanken gerissen - landete wieder auf dem Dach und war sich zunächst nicht sicher, ob dies das Krötenparadies sei. Wenn ja hatte man ihr zu viel versprochen.

Einer der Magier war gerade einem Hieb des Trunkenen ausgewichen und versuchte etwas Distanz zwischen ihn und den Angreifer zu bringen, während der andere Diener der Dunkelheit unentschlossen neben dem Wagen stand.
Wie konnte er auch damit rechnen, dass sich plötzlich von hinten ein Dolch durch seinen Oberschenkel bohrte und sich zeitgleich eine Hand um seinen Hals legte die ihn hinter den Wagen zog.
Er bekam keine Luft mehr und sein Schmerzensschrei verhallte ungehört in seiner Kehle.
"Woher ist das Salz und wohin bringt ihr es?"
Der Magier blickte schockiert in das eine sichtbare, blutunterlaufende Auge der vermummten Person, die den Griff um seinen Hals etwas lockerte.
"..w... wel..ches salz?" stotterte er, woraufhin der Vermummte wieder fester zugriff und den Dolch ein klein wenig drehte.
"..letzte chance. woher und wohin?"
Der Diener der Dunkelheit war kurz vor der Ohnmacht, dicke Schweißperlen liefen seine Stirn hinunter.
"..o..kay.. ra..jeka.. in der nähe des vulkans.. es gehört kolonius.. bitte.. ich bin~"

Die Schmerzen waren so stark, dass er nicht weiter bei Bewusstsein bleiben konnte. Aber das spielte nun keine Rolle mehr. Der Assassine hatte einen Namen und einen Ort. Das sollte vorerst genügen.
[..Rajeka. Ganz in der Nähe. Die alte Dame hatte wohl recht..]
Da der Kampf des Magiers gegen den dicken Trinker noch immer anhielt konnte sich der Vermummte ungesehen vom Wagen entfernen und bog um die nächste Ecke, wo die kleine Kröte schon auf ihn wartete.
"..hat doch geklappt." sagte der Vermummte und hielt Lucilia die Hand hin, die etwas widerwillig hinaufkletterte. "rrrrbt.. tu das nie, nie wieder.."
Der Vermummte griff in eine andere Manteltasche und holte eine kleine Dose hervor, in der einige Insekten ihr grausiges Schicksal wohl nicht ansatzweise vermuteten.
"deine belohnung."

[..ich muss Telan benachrichtigen. Wenn es so ist wie die alte Dame vermutet, dann haben wir bald ein viel größeres Problem als Salzschmuggel..]