Vor langen Jahren, vielen Zyklen und hunderten Tagen, zu Zeiten vor den Kriegen des Sadek, gehörte Tenar, Stadt der tausend Gläser, noch zu den reichsten Festungen in unseren Landen. Ihre Mauern waren stark und hoch, und ihre Bürger waren glücklich.
Dies ist die Erzählung ihres Untergangs, verfasst von Phandarel, Nimphalamirs Sohn und Statthalter von Lokay.
"Verheißungsvoll!", flüsterte Urumil und las weiter.
Kapitel 1 - Der Preister und sein Wahn
Es war ein schöner Tag zu diesen Zeiten. Man sagte, es sei der 3745. Zyklus gewesen, aber andere, wie etwa Orlin der Zweite, meinen, es sei ein noch viel früherer. Ungeachtet dieser Flegel pflege ich zu sagen, dass dieser 3745. Zyklus den Untergang Tenars beherbergte.
In Tenar herrschate Aufruhr in dieser Zeit - Kalon der Siebte war abgesetzt worden und nun herrschte Gemarzil, en unbekannter Landherr aus der Wüste. Man meinte, sein demokratisches Denken würde dieser Stadt den Untergang bringen. Gleichwohl sein Handeln nichts mit dem Untergang der Stadt zu tun hatte - sie ging unter.
Gemarzil hatte die Wachen von dreitausend Mann auf stumpfe eintausendfünfhundert begrenzen lassen - und die neuen eintausendfünfhundert Männer arbeiteten in den Minen außerhalb, was ihnen durchaus recht kam.
Den alten Bürgern und Provinzherren gefiel das gar nicht. Sie sagten, er sei wie einer dieser Neu-Magier - ungestüm und auf der Suche nach Abenteuern.
Doch die Arbeit der ehemaligen Wache machte sich bezahlt - bald konnte man die Mauer verstärken und mehrere neue Mithrilkatapulte aufbauen. Gleichwohl Tenar nun mehr in der Sonne glänzte und die riesigen brennenden Pechklumpen schneller, härter und weiter schleudern konnte - es ging unter.
Man sagte den Priestern nach, sie könnten in die Zukunft sehen. Gemarzil, der sehr abergläubisch war, suchte dann und wann das noch kümmerliche Tempeldistrikt auf und lies die Priester seine Göttin Teraja befragen. Meistens waren es simple Fragen - ob man lieber den Hang zum Gebirge besser bemauern sollte, oder ob nicht doch die nordwestlichen Lücken geschlossen werden sollten, weil zeitweise kleine Horden von Goblins aus ihrem Wald krochen.
Meistens wurde Gemarzil zufrieden gestellt, weil die Priester im verkündeten, was sein inneres Ohr schon lange hatte hören wollen.
Doch am zweiundzwanzigsten Tag des 3745. Zyklus verrieten ihm die Priester nicht das, was er erwartete.
"Teraja, erhöre mich, meine Mutter, die mich nähret in schlechten Stunden! Teraja, meine Göttin, kann ich die Handelswege ins Gebirge öffnen?"
Und der Priester, der festgekettet oben auf dem Altar lag, völlig nackt, begann zu zucken und sich zu verkrampfen, er röchelte und schrie, spuckte und zitterte.
"Nein! Nein! Nein! Gemarzil, du Sohn des Curulum, Nein! Was wagst du, Nein! Sie werden kommen, Nein! Sie werden dich töten, Nein! Gemarzil, Nein! Was wagst du! Wie kannst du! Nein!".
Gemarzil verließ den Tempel wütend und ließ ihn niederbrennen.
Drei Tage später ließ er sich zu Curulum konvertieren.
Vier Tage später kamen sie.
"Oh!", sagte Urumil.