Telans Haus

Begonnen von Xandera, 24. Dezember 2013, 09:25:38

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Xandera

Kurz hinter den Toren von Elteran begann das sogenannte, weit begriffene Umland.
Kräuterbauern, Viehbauern, Getreide, alles fand sich.

Telan hatte sich nach seinem >>Feierabend<< auf den Weg gemacht, am Tor grüßte er die Wachen, unterhielt sich kurz über das Wetter, hahaha ob der Wetterkobold schlechte Laune habe oder ob man eine Wetterfee in den Rat der Sieben Wetter wählen sollte.

Lange hielt er sich nicht auf und sah zu, das er zu seinem Häuschen kam, das 5 Gehminuten von der Stadt entfernt lag, ein verwunschen wirkendes Haus inmitten eines großen Kräutergartens, wilder Blumen und alter Bäume. Im Gras lag eine Katze, die Telan schläfrig beobachtete, der ins Haus ging und wenig später mit einem Schälchen Futter wieder heraus kam.

Ranthoron

Ranthoron hatte noch einen Umweg zu seinem Haus gemacht; einerseits, um noch ein Gastgeschenk zu holen, andererseits, um einen seiner versteckteren Ausgänge (für den er seinem Architekten jetzt dankbar war, hatte er ihn doch insgeheim für übertrieben gehalten) zu nutzen.

Auch hatte er ein Seitentor genommen, und mußte die Stadt auf Schleichwegen umrunden. Er fürchtete schon, unpünktlich zu sein, da sah er das Haus, das ihm Telan beschrieben hatte. Allerdings spottete es jeglicher Beschreibung, da es wirklich aussah wie einer Sage entsprungen.

Langsam ging er den Gartenweg entlang, hielt bei einer Katze, die ein Futterschälchen bewachte und strich ihr vorsichtig übers weiche Fell.

Xandera

Die Katze maunzte Ranthoron an, machte sich dann über das Futter her und ließ sich nicht weiter stören. Eine Haustür, in dunklem Weinrot, öffnete sich und heraus trat Telan.

" Ah, Meister Ranthoron, ihr kommt genau richtig. Der Tee ist eben fertig geworden. "

Telan winkte Ranthoron in das gemütlich eingerichtete Häuschen, durch eine Diele mit Stabständern, Kleiderhaken und einer Sammlung Umhänge, hinein in ein gemütliches Wohnzimmer. Verschlissen aussehende doch sehr bequeme Sofas umrahmten ein niedriges Tischchen, auf dem Tee und Gebäck gerichtet waren. Bücher, an drei Wänden aufgetürmt, auf einem Sekretär Schriftrollen über Schriftrollen.
An der freien Wand hingen mehrere kleinerer Bilder, mit detaillierten Zeichnungen von Kräutern.

Ranthoron

Ranthoron folgte Telan hinein, stellte seinen Stab in einen Ständer und betrat das Wohnzimmer.

"Meister Telan, das ist für Euch!" sagte er und hielt das Arrangement aus roten, gelben und blauen Blumen, das mit einer Jorugawurzel, einer Kurelblüte, einer Eisblume und einer Goldbeere geschmückt war, dem Bibliothekar entgegen.

Xandera

" Oh, sehr hübsch.. und außergewöhnlich. Danke euch. "

Mit wenigen Handgriffen hatte Telan die Blumen in eine Vase gestellt und setzte sich auf eines der Sofas.

" Nun, nehmt Platz und bedient euch, bevor wir uns den Dingen widmen die mich .. und auch euch interessieren. "

Telan wies einladend auf die Sitzmöbel, schenkte sich etwas Tee in und lehnte sich zurück.

Ranthoron

Ranthoron nahm brav Platz und bediente sich bei Gebäck und Tee.

An einem Kurelplätzchen knabbernd schaute er Telan an.

Xandera

Telan rührte etwas in sich versunken in seinem Tee, bevor er die Tasse abstellte und mehrere Schriftstücke zu sich rief, sie ausbreitete und die Tasse wieder aufnahm.

" Nuuuun.  Am Anfang denkt man sich, beim Studium der Magie : Ach, das ist ja einfach, das bekomme ich hin, so schwer wird es schon nicht werden. Doch umso älter und erfahrener man wird.. die Zauber nehmen an Komplexität zu, es tauchen Resistenzen auf.. "

Telan nahm einen Schluck Tee und stellte die Tasse zur Seite.

" Was dann noch verbleibt beim Studium der Magie... sind Vergessene oder Verbotene Zauber.. Mit letzterem kann man sich schweren Ärger einhandeln, weil für deren Wirken man nicht selten Blut von magischen Geschöpfen braucht, Eingeweide oder Ähnliches. Ich persönlich finde das nicht sehr appetitlich. "

Telan zog eine sehr alte und sehr ramponierte Schriftrolle aus dem vor ihm liegendem Haufen.

" Vergessene Zauber. Einst erforscht, vor sehr langer Zeit. Im Staub der Geschichte verschwunden, weil niemand sie in die modernen Zauberbücher übernahm.  Zu kompliziert.  Auf diesem Pergament ist zum Beispiel ein Zauber vermerkt, da wird jeder Golem hinfällig.  Er beschreibt sehr ausführlich, wie man eine telepathische Verbindung zu jemand anderem aufbaut - und sie hält. Das wäre Euch von größerem Nutzen als ein modellierter Klumpen Lehm, Meister Ranthoron. "

Ranthoron

Ranthoron beugte sich vor: "Ich habe auch nicht vor, ein zweiter Milexus zu werden - so wertvoll einige seiner Rezepte auch sein mögen. Und bevor wir zu dieser hochinteressanten Rolle kommen, laßt mich eine kleine Geschichte erzählen."

Er stärkte sich mit einem Schluck Tee.

"Als ich ein kleiner Junge war, gab es in der Schmiede unseres Dorfes einen Unfall: der Lehrling sollte einem Pferd die Hufeisen anpassen. Nur war das Pferd nicht ganz einverstanden, und zertrümmerte ihm den Fuß."

Noch ein Schluck Tee.

"Nach ein paar Tagen mußte ihm der Bader den Unterschenkel amputieren, und später bekam er ein Holzbein. Als ich fortging, freute er sich schon darauf, auf die Walz zu gehen. Doch er hatte ein Problem: ihn juckte es ab und zu in der Sohle des verlorenen Fußes. Verrückt, nicht wahr?" Er kicherte leise. "Aber damals schon keimte in mir die Idee, solche verlorenen Gliedmaßen wiederherzustellen. Ich habe das nicht großartig weiterverfolgt, weil ich anderes im Kopf hatte."

Ranthoron lehnte sich zurück.

"Als ich diese - zum Schweigen verurteilte Gestalt traf, regte sich diese Idee wieder. Ich wußte inzwischen, daß es unter die verbotenen Zauber fällt, ein Glied nachwachsen zu lassen. Aber die Idee war hartnäckig. Besonders, nachdem ich ein Gerücht hörte, daß sich jemand einen Golem als Vorkoster hielt - was ich bezweifle, aber Ihr wißt mehr über Golems als ich."

Er aß etwas von dem Gebäck.

"Aber Ihr wolltet von der telepatischen Verbindung reden. Ist dort auch beschrieben, wie man sie löst? Oder geschieht das automatisch, wenn man sie nicht aktiv hält?"

Xandera

Telan schmunzelte.

" Ein Golem als Vorkoster ?  Das wage ich sehr stark zu bezweifeln. Golems sind modellierter Lehm, zu Geschmack oder Empfindungen nicht möglich, sie tun lediglich das, was ihnen ihr Meister befiehlt. "

Er nahm sich von dem Gebäck und fing an, es geistesabwesend zu zerbröseln.

" Man erwartet von Zaubern immer Wunder, das Heiler fehlende Glieder oder fehlendes Gehör und Augenlicht wiederherstellen können. Vielleicht in einer anderen Welt, zu einer anderen Zeit, wer weiß das schon. Hier, in Elteran sind wir den Gesetzen des Magischen Gerichts unterworfen, die festlegen welche Zauber verboten sind.. und welche nicht. Nunja... in den letzten Jahren taten sie nicht einmal das.  Ich habe eine Ahnung, was dahintersteckt, doch ich werde diese Verdachte niemals laut auf der Straße aussprechen. "

Telan blickte schuldbewusst auf die Krümel, nahm die Schriftrolle und entrollte sie behutsam.

" Telepathische Bindung oder Verbindung. Man kann den Zauber lokal begrenzen, auf ein oder mehrere Räume, eine Hütte oder ein Haus. Mit etwas mehr Aufwand lassen sich geringe Entfernungen überbrücken... und mit noch mehr Aufwand und schwarzer Magie, kann man den an den Zauber Gebundenen als >>Drittes Aug' und Ohr<< verwenden.  Lokal begrenzte Zauber verlieren mit der Zeit an Haltbarkeit, da es ein schwacher Zauber ist. Der mit dem meisten Aufwand... hinterlässt Spuren an der oder dem Gebundenen, ohne weiteres lässt er sich nicht lösen. "

Telan seufzte.

" Der letzte Zauber wird gerne dazu verwendet,  um Mitglieder der Hohen Häuser zu kontrollieren, beziehungsweise deren Angestellte, Bastarde und was dort sonst noch so an lichtscheuem Gesindel herumläuft. Jemanden die Zunge heraus schneiden hat einen optischen aber sonst keinen weiteren brauchbaren Effekt.  Seine Gedanken jedoch zu kontrollieren. Hinterhältig, aber effektiv.
Vor langem bin ich auf ein seltsames Rezept gestoßen, wollte es im Labor ausprobieren... Einen Tag später war es verschwunden und mein Labor verwüstet. Bruchstücke des Rezepts habe ich behalten können, leider nie die gesamte Formel. Einerseits, ist das gut, ich hätte Ärger mit den Behörden bekommen, hätte ich es nachbrauen können. Andererseits... ein mächtiges Zauberelixier...

Nun, ich schweife ab und schwafle vor mich hin.  Eine schlechte Angewohnheit, wie ich finde."

Telan sah Meister Ranthoron an und rührte in dem kalt gewordenen Tee.

Ranthoron

Ranthoron reichte Telan die Gebäckschale.

"Nun, wir reden ja nur über magische Theorie, nicht wahr?" Er zwinkerte. "Könnt Ihr Euch denn noch entsinnen, wo Ihr das Rezept gefunden habt?" Er holte ein Notizbuch hervor. "Und es ging in dieselbe Richtung wie diese Schriftrolle?"

Plötzlich eine Idee. "Vielleicht... Im Halbschlaf erinnert man sich ja manchmal an Dinge, die man längst vergessen glaubte. Ob es Euch helfen würde, wenn ich Euch in Schlaf versetzte?"

Xandera

" Nunja. Wo findet man Schriftstücke ? Meistens in einer Bibliothek, nicht wahr?  Ich fand es beim Aufräumen, mehr durch Zufall fiel es mir buchstäblich vor die Füße. Wer sucht auch in einer Bibliothek AUF den Regalen nach Büchern oder Schriftrollen. "

Telan griff nach einem weiteren Gebäckstück, biß mehrmals davon ab, schluckte und trank den kalten Tee nach.

" Das, woran ich mich bei diesem Rezept erinnern kann, geht weit über das Geschriebene auf DIESER Rolle hinaus, Meister Ranthoron. Älter. Mächtiger. Bösärtiger.  Auch wenn ich nur noch einen Teil der Zutaten weiß... lasst die Finger davon, hört ihr ?? Kein normaler Zauberer, egal wie böse er ist, verwendet dafür Blut der heiligsten... und der schwärzesten Tiere von Elteran. Niemand ! "

Der Bibliothekar hielt sich regelrecht an seiner Teetasse fest, bevor er weitersprach.

" Dieses Rezept ist es nicht wert, das man sich dafür in Gefahr begibt.  Schon gar nicht in diese Art von Gefahr."

In den Worten Telans lag die unausgesprochene deutliche Warnung : Beginne zu suchen und handle dir Ärger mit einer der ältesten Familien Elterans ein.

Telan rief sich die Bilder der Verwüstung wieder in den Sinn, die die eindeutige Handschrift trugen.. die Handschrift derer, die sich Paläste erbauten und über Leichen gingen, wenn sie etwas wollten.

Ranthoron

Ranthoron stellte die Gebäckschale ab und schenkte Telan Tee nach.

"Nun, mich hätte auch eher interessiert, ob dort auch - wie soll ich es ausdrücken - ein Gegenrezept vermerkt war." Er legte kurz einen Finger unters Auge. "So, wie ich Euch einschätze, wart Ihr nur auf das Rezept und nicht die Anwendung und sonstige - äh - Begleitumstände fixiert.

Milch?"

Xandera

" Ein Zauberer, der die Umstände und Auswirkungen eines Zaubers nicht berücksichtigt, ist dumm und einfältig. Für diese Art Zauber... "

Telan schüttelte den Kopf, als ihm die Milch angeboten wurde und setzte ein ernstes Gesicht auf.

" Für diesen Zauber gibt es keinen Gegenspruch. Man müsste schon den Urheber des Spruchs töten, um ihn aufzuheben. "

Ranthoron

"Interessant," dachte Ranthoron, "die Milch hat keine Assotiation ausgelöst. Dann war das damals entweder ein anderer Trank, oder die Anwendung war nicht vermerkt."

"Nun, wenn das Ziel des Zaubers stirbt, sollte das Band auch zerrissen werden."

Er leerte seine Teetasse und schenkte sich auch nach.

"Wie -" er wurde von einer Brieftaube unterbrochen, die ihm einen Brief in den Schoß fallen lies. "Nanu? Wer... Ihr entschuldigt, Telan?"

Xandera

" Bitte, bitte. Tut euch keinen Zwang an. "

Telan sah verwundert der Taube nach und widmete sich dann den herumliegenden Schriftrollen, sortierte sie ein wenig.