Kurze Geschichte über das Böse

Begonnen von Amon Cthong, 20. April 2008, 04:24:40

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Amon Cthong

 :| Ich steh vorm Stadttor rum, In der Halle der Chronisten kann ich nicht posten, also gibts jetzt ne fiese Kurzgeschichte für alle die in der Lage sind mehr als Zwei Zeilen zu lesen ohne zwischendurch aufs andere bg klicken zu müssen.
Wahrscheinlich widerspricht sie in irgendeiner Art und Weise bestehenden Stories oder quests, ich spiel Arthoria erst seit ein paar Wochen... wenn jemandem was auffällt bescheid sagen, dann änder ichs.. oder auch nicht. An einer Multi-Choice-Variante arbeite ich noch.

Wünsche viel Spaß beim Lesen, hatte sehr viel Spaß beim schreiben.

Amon Cthong

#1
Du bist eine schreckliche Person!
Zuerst hast du den kleinen Jungen, der dir ja eigentlich nur helfen wollte, sterben lassen und jetzt auch noch das! Hastig sammelst du deine Sachen zusammen während du schluchzend und leise vor dich hinfluchst, dich selbst verfluchst und vor allem dieses verteufelte Haus, aus dem es für dich kein entrinnen mehr zu geben scheint. Was hatte der Kleine noch gleich gesagt? "Das Böse findet für alles eine logische Erklärung"? Wärest du nicht verzweifelt und verängstigt, und würden keine Tränen dein Gesicht benetzen während bei jedem schluchzen mehr Rotz aus deiner Nase zielsicher ihren Weg über dein Kinn in deine Klamotten findet..., dann würdest du jetzt sicher aufgrund der Ironie dieses Ausspruchs des Jungen, der sich dir als Orrin vorgestellt hatte, herzlichst lachen. Aber selbst der Gedanke an nur ein leises kichern erscheint dir in deiner gegenwärtigen Situation mehr als nur Grotesk. Nein, lachen wolltest und konntest du jetzt wirklich nicht...
Hysterisch versucht dein gemarterter Verstand sich an einen klaren Gedanken zu klammern; wo warst du, wie warst du hierhergekommen, wieviel Zeit war wohl vergangen?



Du bist heute Morgen ausgezogen um außerhalb der Stadt nach Jorugawurzeln zu suchen, die du für viele deiner alchemistischen Rezepte benögtigst. dein Kräutergarten hatte in letzter Zeit nicht mehr die gewünschte Ausbeute erbracht und die kürzlich immer weiter steigenden Preise in der Markthalle bist du nicht bereit zu zahlen. Das Wetter ist heute sehr angenehm. Es ist trocken und sonnig, gelegentliche Brisen machen die Hitze jedoch erträglich. Der Sommer hat begonnen und du bist guter Dinge und voller Zuversicht in den Erfolg deiner Suche.

Während du das Stadttor passierst und die Wachen freundlich grüsst freust du dich schon auf deine leckere Brotzeit die in deinem Rucksack schon darauf wartet von dir bei deinen Pausen genüsslich verschlungen zu werden. Du hattest zuvor ausreichend gefrühstückt und deinen Rucksack anschließend mit einer Menge köstlicher kleiner Speisen gefüllt. Deine Planung beschränkte sich darauf etwas zu wandern, zwischendurch gut zu essen und reichlich Wein zu trinken um dann hoffentlich,in der Nacht oder am frühen Morgen, mit Jorugawurzeln in rauhen Mengen in die Stadt zurückzukehren.
Die Joruga ist zwar keine gerade unscheinbare oder seltene Pflanze, um sie in der Wildnis jedoch in grösseren Mengen finden zu können bedarf es schon etwas mehr Erfahrung als bloss das Wissen um ihr Aussehen und ihre Zucht im Kräutergarten. Die meisten Elteraner leben tatsächlich in dem Glauben um die Stadt wüchsen nur Guljakbeeren.
Als erstes muss man natürlich Wissen wo man suchen soll.Sie zeigt starke arkane affinität und gedeiht deshalb, wie die meisten Gewächse die in der Alchemie Verwendung finden, besonders gut und zahlreich an den Knoten- oder sogenannten Nexuspunkten der Linien arkaner Energien deren Quelle Die Halle der Elemente, oder besser: der Weltennagel, im Zentrum Elterans zu sein scheint. Da jedoch die meisten magisch-affinen Wesen diese Energien als anziehend und sehr belebend empfinden sind diese Orte oft Verborgen, mystisch, von allerlei Feenvolk und Geistern bewohnt und können beizeiten auch äußerst gefährlich sein.
Du kennst solche Orte zur Genüge und beschliesst heute etwas tiefer in die Wälder vorzudringen. Um eventuelle Gefahren machst du dir keine Sorgen, schließlich bist du ein Schwarzmagier und darüber hinaus ist die Offensivmagie eines deiner Spezialgebiete. Keines der dir bekannten, in dieser Gegend vorkommenden Wesen wäre deines Wissens nach in der Lage Die Auswirkungen selbst deiner schwächsten arkanen Angriffe lange zu Überleben.

Während du dich den Wäldern näherst, die immer kleiner werdende Stadt im Rücken, konzentrierst du beiläufig einen unbedeutenden Teil der durch deinen Körper zirkulierenden arkanen Ströme in deine Handfläche.
(Du musst komischerweise kurz an die Geschichten über Sadek denken; Du hast diese Geschichten schon als Kind gehasst, trotzdem hast du dich der Dunkelheit verschrieben als es damals an dir war zu wählen.
Die Grundsätze des Lichts schienen dir einfach irgendwie spiessig und hätten sich ausserdem äusserst unvorteilhaft auf den Fortschritt deiner persönlichen Studien ausgewirkt.)
Eine Sekunde später hat sich bereits sichtbar die nebelhafte Gestalt eines grossen Vogels, einer Krähe materialisiert, die sich sofort aus deiner Hand in die Lüfte erhebt und beginnt am Himmel kreisend die Umgebung zu erkunden.
Du überquerst gerade eine wunderschöne blühende Wiese, geniesst die Sonne die dir ins Gesicht scheint und hörst den Vögeln beim Singen zu, als deine Nebelkrähe dich auf einen Jungen aufmerksam macht, höchstens acht oder neun jahre alt, wie er,immer wieder mit angstverzerrtem Gesicht hinter sich blickend, vor etwas wegzurennen scheint. zuerst siehst du nichts das ihn dazu getrieben haben könnte. Dann jedoch bemerkst auch du die Welle im teilweise fast Brusthohen Gras die rasend schnell hinter dem Jungen her rast und ihm langsam näher kommt.
Zuerst zögerst Du. Vielleicht war es nur ein zweites, kleineres Kind dass da im Gras mit seinem Freund fangen spielte. Der Angsterfüllte, halb erstickte Hilfeschrei des Flüchtigen gibt dir jedoch schnell Gewissheit über die Natur der Situation.
Du wägst die Lage ab, entscheidest dich gegen den Einsatz deines pyrokinetischen Lieblingszaubers und verhinderst so das flammende Inferno zu dem die trockene Wiese andernfalls geworden wäre.
Der junge erschrickt heftig als die verschwommenen, grausigen Gestalten der von dir beschworenen Geister auf ihn zurasen, um mit einem heftigen und scharfen zischen in das Gras hinter ihm zu fahren. Fast gleichzeitig vernehmt ihr einen schrecklich lauten, unmenschlich trompetenden Schmerzensschrei, der sich rasch in ein groteskes gurgeln verwandelt um schliesslich langsam zu verstummen.
Heftig keuchend ist der Junge vor dir zusammengebrochen und sieht dich jetz mit grossen unsicher blickenden Augen an, ist aber anscheinend noch nicht wieder in der Lage zu sprechen.
Du nickst ihm lächelnd zu und gehst zu der Stelle an der deine Geister gerade ihre Zerstörungskraft freigesetzt hatten bevor sie wieder auf andere Ebenen des Seins entschwanden. Durch das Gras hindurch siehst du schon beim Näherkommen eine massige, schwarze Gestalt auf dem Boden liegen, als du dann mit deinem Stab das Gras beiseite schiebst erkennst du dass es sich um einen imposanten und sicherlich uralten wilden Eber handelt, der jetzt tot inmitten des herrlich duftenden Wildgrases liegt. Du kannst frische Verbrennungen am Kopf des Tieres ausmachen. Wahrscheinlich hatte der Junge durch irgendeine Torheit den Zorn dieses stolzen und mächtigen Tieres auf sich gezogen, und fast bereust du jetzt dass du diesem Bengel zur Hilfe kamst, und das Leben dieses, von alten Narben vergangener Kämpfe überzogene, dadurch jedoch nicht minder majestätisch anmutenden Geschöpfs beendetest.

Amon Cthong

#2
Nachdem du die ungewöhnlich spitzen Hauer des Tieres mühsam herausgebrochen hast um sie als Trophäen zu behalten, wendest du dich wieder dem Jungen zu und betrachtest ihn. Er ist hellblond und schlank. Seine Kleidung ist schlicht und ausgeblichen, wirkt jedoch wie der rest der Erscheinung des Knaben auf eine rustikale Art und Weise sehr gepflegt.
Während das Kind immer noch auf Knien um Luft ringt, eine Hand vor die Brust gepresst, die andere um sich abzustützen in der Wiese vergraben, lässt du deinen Rucksack von den Schultern gleiten, setzt dich und beginnst in ihm nach etwas Honiggebäck zu suchen.
"Ihr... seid ein dunkler Magier... ! Ihr seid aus Elteran, nicht wahr?!" die Worte kommen hastig und mühsam unter dem gekeuche des Jungen aus seinem Mund geplätschert.
Du findest die Papiertüte mit dem Gebäck, nickst und sagst "Und wer seid ihr, junger Mann, wenn ich fragen darf?". Während du ihm einen grossen Keks in form eines Goblinkopfes reichst lächelst du ihn abermals an.
"Ich..." der Junge schaut plötzlich als habe er etwas ungemein wichtiges vergessen und springt auf seine Füsse.
"Ich bin Orrin, Herr. Ich bin auf dem Weg nach Elteran, denn ich möchte ein Zauberer werden." Er steht jetzt Kerzengerade vor dir, von der Erschöpfung die ihm eben noch den Atem raubte ist jetzt kaum noch etwas wahrzunehmen. "Ein Magier also..." sagst Du."Na dann ist Elteran wohl der richtige Ort für dich mein Junge. Aber warum denkst du, du seist würdig diese Ehre zu empfangen? Du weisst, nur die in denen die arkanen Energien stark ausgeprägt sind, sind es auch es Wert eine derart teure und aufwändige Ausbildung in Elteran antreten zu dürfen."
Dein altkluges Lächeln erstarrt plötzlich zu einer lächerlichen Grimasse der Verwunderung als Orrin unter spöttischem Grinsen beginnt leise eine Zauberformel zu murmeln. Du kennst diese Formel aus deinen früheren pyrokinetischen Studien. Inzwischen hast du keine Verwendung mehr für sie, da du sie so sehr verinnerlicht hast das ein aussprechen des arkanen Textes für dich nicht mehr vonnöten ist um den Zauber zu wirken. Doch Orrin... sollte es tatsächlich möglich sein daß er in der Lage ist einen derart fortgeschrittenen Spruch auch zu manifestieren?
Deine Vernunft siegt über deine Neugier, und während an Orrins Händen, und an dem Keks den sie halten, die ersten Flammen zu züngeln beginnen schlägst du ihm schon, nicht gerade sanft, mit der Flächen Hand mitten ins Gesicht.
Orrin erschrickt heftig und lässt einen leisen Ausruf der Verwunderung und des Schmerzes vernehmen.
Erleichtert siehst du wie ihm der Zauber misslingt. "Willst du uns etwa beide umbringen?!" fährst du ihn an während er dich, das Gesicht immer noch durch deinen Schlag nach links gerichtet, feindselig ansieht. Ein winziger Blutstropfen ist jetzt in seinem rechten Nasenloch zu sehen wie er zögerlich, als würde er das Sonnenlicht lieber meiden wollen, nach unten wandert.
Du hast zwei Sekunden gebraucht um deine Fassung wiederzuerlangen, setzt jetzt wieder dein altkluges Lächeln auf und fährst Orrin grob durch die Haare. "Es hat lange niemand mehr geschafft mich so zu überrumpeln, Kleiner... Sag mir, Orrin, wo hast du diese Formel gelernt?". Orrin scheint inzwischen begriffen zu haben was er gerade um ein Haar angerichtet hätte, zumindest ist der feindselige Ausdruck von seinem Gesicht verschwunden.
"Ich kann es halt einfach. meine Eltern haben mich aus dem Haus gejagd weil ich ein paar blöde Sachen angezündet habe, jetzt will ich nach Elteran um ein Schwarzmagier zu werden." Er grinst dich an, doch du siehst ihm mit ernster Miene in die Augen, und entgegnest, noch bevor er seinen Satz richtig beendet hat;"Lüge mich nicht an, Balg, niemand spricht Worte der Macht aus einem Versehen heraus. Wer hat sie dich gelehrt? Antworte !". Du scheinst den Jungen zwar verunsichert zu haben, aber er antwortet ohne Verzögerung: "Ich kenne diese Worte aus einem Traum, Herr. Ein unsichtbarer Mann hat sie mir zugeflüstert. Ich kenne sogar noch mehr!"
Ob Er nun die Wahrheit sagt oder nicht, Dieser Junge ist ohne Zweifel etwas Besonderes. Du musst ihn unbedingt zum Gildenmeister bringen, oder nein, besser du machst ihn gleich zu deinem Scholar bevor jemand anderes diese Gelegenheit beim Schopf packen kann. Ein dickes Grinsen macht sich in deinem Gesicht breit.
"Nun Gut, du Spitzbube, dann iss jetzt deinen Keks bevor er wieder kalt wird!"
Während Orrin auf dem warmen Keks herumkaut genehmigst du dir einen Schluck Wein und verschnürst deinen Rucksack wieder. "Schwarzmagier willst du also werden... wieso bist du dir da schon so sicher? Du weisst, diese Entscheidung musst du erst in Acht oder Neun Jahren treffen können." Orrin schluckt einen Bissen vom Keks herunter und sieht dich ernst an."Es gibt so vieles das ich nicht verstehe. Zum Beispiel warum meinen Eltern ein paar blöde verbrannte Sachen wichtiger sind als ich! Ich möchte für all diese Dinge eine logische Erklärung finden... und das Böse findet für alles eine logische Erkärung! oder nicht?"
Du musst laut lachen "Das Böse? Junge, wie kommst du darauf daß das Bündnis der Dunkelheit Böse sei? wirke ich etwa besonders Böse auf dich?" während der Junge nach einer Antwort zu suchen scheint schulterst du deinen Rucksack, und als er danach leise so etwas wie "Ich bin aber Böse" flüstert, fügst du hinzu "Du musst noch eine Menge lernen, Kleiner. Mach dir nichts daraus. Eigentlich wollte ich ja heute mit einem Vorrat Jorugas in mein Anwesen zurückkehren, aber ich denke es gibt jetzt wichtigeres zu tun. komm steh auf!" bei dem Wort Jorugas sieht Orrin interessiert zu dir auf. "Ich habe auf dem Weg hierher einen Platz gesehen an dem bestimmt hunderte von diesen Pflanzen wachsen. Ich könnte euch dorthin führen."
Du schmunzelst. Diesem Jungen das Leben zu retten sollte sich anscheinend reichlich für dich auszahlen.
"Nun Gut, Orrin mein Junge, dann erzähl mir doch einmal genau wie diese Pflanzen ausgesehen haben die du da gesehen hast."


Ihr seid jetzt schon seit mindestens zwei Stunden unterwegs und langsam fragst du dich ob es eine gute Idee war dich von Orrin führen zu lassen, wahrscheinlich hätte deine Krähe dich schneller zu einem guten Platz geleitet.
"Wir müssten gleich da sein. hier hat mich das Schwein entlanggejagd, ich erinnere mich an diesen Baum. Wir müssten ganz in der Nähe des Sees sein wo mich das Vieh angegriffen hat!".
Du betrachtest den Baum auf den Orrin zeigt, er sieht aus wie jeder andere hier. Darüber hinaus weisst du daß es hier weit und breit keinen See gibt. Enttäuscht siehst du den Jungen an, egal ob er nun unehrlich oder nur zu dumm war, du bist verärgert ob deiner Zeit die er gerade verschwendete.
"Du willst mir also weismachen daß dich der Eber den ganzen Weg von hier und noch weiter gejagd hat? versuch nicht mich für Dumm zu verkaufen, Balg!" du bleibst stehen.
Orrin dreht sich zu dir um, bewegt sich aber rückwärts langsam weiter und sagt:"Doch wirklich, ich sage die Wahrheit, es ist gleich da vorne hinter diesem kleinen Hügel!". Gleichzeitig deutet er mit dem rechten Arm hinter sich.
Du stöhnst angestrengt, sagst:"Wir kehren jetzt um Orrin, ich werde dich nach Elteran bringen." und drehst dich um.
"Nein, wir sind doch fast da" ruft Orrin dir zu und rennt los in Richtung des Hügels auf den Er eben zeigte.
Jetzt bist du wirklich verärgert. "komm wieder hierher" brüllst du ihm herrisch hinterher, doch Orrin läuft unbeirrt weiter, und der Abstand zwischen euch vergrössert sich schnell.
Wütend und fluchend packst du mit deiner freien Hand den Träger deines Rucksacks und läufst ihm, deinen Stab vor die Brust gepresst, zögerlich hinterher.
Als du auf dem Hügel stehst bist du noch zu zornig um zu bemerken daß das kleine Tal unter ihm gänzlich in ein tiefes Blau gehüllt ist. Du brüllst Orrin, der Grinsend inmitten der Königsblauen Blütenpracht steht, irgendetwas von Prügelstrafe entgegen als du den Hügel hinunterstolperst, kannst deinen Satz aber aufgrund deiner plötzlichen Verwunderung nicht mehr beenden. Du drehst dich ein mal um dich selbst und lachst kurz und laut auf. In diesem winzigen Tal mussten um die Dreihundert Jorugapflanzen stehen. Du würdest deinen großen Rucksack und alle deine Taschen komplett mit ihren Wurzeln Füllen können, und müsstest trotzdem mindestens die Hälfte von ihnen zurücklassen.

Amon Cthong

Einige Stunden vergehen in denen ihr beide eine Wurzel nach der anderen ausgrabt. Ab und zu macht ihr Pausen in denen ihr großzügig von deinem Proviant esst um Platz im Rucksack zu schaffen, auch mit deinem Wein bist du nicht gerade sparsam. Bald bist du angenehm benebelt und wirst schläfrig. Du öffnest einen Knopf deiner Robe, der unangenehm auf deinen gefüllten Bauch drückt und bedeutest Orrin weiter zu graben während du nur kurz ein Nickerchen machst. Als Er nicht antwortet schaust du dich nach ihm um und siehst ihn schlafend neben einem Kleinen haufen Wurzeln liegen von denen er die Stiele entfernen sollte. Was dich jedoch noch mehr wundert als die Tatsache daß Orrin, der vor ein paar Minuten noch emsig gearbeitet hatte, schlafend dort auf dem Boden liegt, ist das langsame Verschwinden des Jungen im weichen Boden das du mit deinen vom Wein und der Ermüdung verwaschenen Sinnen wahrnimmst.
Du versuchst aufzustehen, doch deine Beine sind bereits bis zu den Oberschenkeln nicht mehr zu sehen, da sie auf geisterhafte Weise ebenfalls im Untergrund versunken sind.
Auf einmal kommt dir die grausige Gewissheit, und du fragst dich wie du nur so töricht sein konntest. Anstatt aufmerksam zu sein und die Zeichen zu lesen wie deine Meister es dich gelehrt hatten, warst du wie blöde, und nur auf deinen eigenen Vorteil bedacht in dein Verderben gelaufen.
Dieser aussergewöhnliche Junge, der majestätische Eber und erst dieser ungewöhnliche Ort der vor Leben und Magie jetzt nur so zu wimmeln scheint; du glaubst plötzlich um dich herum leuchtende Feengestalten und Dunkle Schatten mit brennenden Augen wahrzunehmen die sich vorsichtig an euch heranschleichen. Weiter versinkst du im Boden während du dir den Kopf darüber zerbrichst welche Art der Magie hier am wirken war, und wovor das alte Tier das du tötetest Orrin beschützen wollte, oder was Es *vor* Orrin beschützen wollte... ?
Deine Befreiungsversuche enden ergebnislos, auch fehlt dir die Kraft und schwinden deine Sinne die du jetzt so dringend bräuchtest. Immer weiter zieht es dich nach unten bis du spürst wie sich dein Mund und deine Nase mit der warmen, weichen Erde füllen. Dankbar sinkst du in die Arme des besinnungslosen Vergessens daß dich gnädig umfängt und dich dem unbarmherzig kriechenden Schrecken des Erstickens entzieht.
Deine Gedanken verhallen im endlosen Nichts.
Du stirbst.
Du bist tot.

Amon Cthong

#4
Bist du Tot?
Du öffnest deine Augen und siehst ein prasselndes Feuer in einem prachtvollen, aus Stein gehauenen Kamin in Form einer grimmig das Maul und die sieben Augen aufreißenden Dämonenfratze. Du schaust um dich und siehst daß du dich in einer großen, königlich eingerichteten Halle befindest. Die Dekoration ist jedoch, wie der monströse Kamin, gänzlich in einem verstörend und befremdlich wirkenden Stil gehalten. Gemälde, Skulpturen, selbst die unscheinbarsten Schnitzereien und Intarsien an den wenigen Möbelstücken, den Türen oder den Handläufen der Zwei geschwungenen Treppen, stellen allesamt unwirklich grauenhafte Szenen des Krieges und der Folterung, oder unmenschliche dämonische Wesen die sich an ihnen ergötzten dar.
Benommen und verunsichert kriechst du auf dem kalten Boden, auf dem du liegend erwacht bist, auf deinen Stab zu, den du ein paar Meter weiter ebenfalls auf dem Boden liegen siehst.
Bevor Du ihn allerdings erreichst fühlst Du einen plötzlichen dumpfen Schmerz an der Brust und hörst laut zwei oder drei deiner Rippen brechen. Dir wird vor Schmerz kurz Schwarz vor Augen und als du wieder etwas siehst erkennst Du vor dir zwei Kindliche Füße in Sandalen. Es sind Orrins Sandalen, wie du aufgrund der rustikal und doch gepflegt wirkenden grauen Schnüre feststellst.
Der Junge packt dich am Kragen und wirbelt dich mit übermenschlich anmutender Körperkraft herum, deinen Körper wie einen nassen Sack über den Boden schleudernd. Du stöhnst auf vor Schmerz.
"Ich sollte dich gleich töten, Made, aber ich werde dich noch brauchen." Die Stimme klingt grausig und tief und spricht mit einer solchen beiläufigkeit davon dich zu töten daß es dir kalt den Rücken herunterläuft. Das konnte unmöglich Orrins Stimme sein. Jetzt erst, als du rücklings auf dem Boden liegst, wieder an der Stelle an der du aufgewacht bist, kannst du Die Augen des Knaben sehen und erstarrst vor Furcht; Sie sind Vollkommen Schwarz, wie du es noch nie bei einem Besessenen gesehen hast. Auch zeigen sie keinerlei Pupillen, eher wirken sie wie eine einzige, riesige Pupille. Genauer gesagt sind sie sogar noch dunkler als Schwarz, man könnte sagen sie wären schwarz wenn sie noch stark verblassen würden, aber auch das beschreibt die Fremdartigkeit dieser unheimlichen, jegliches Licht verschlingenden Augen nicht zureichend.
Mit immenser Gewalt drückt dich der unbekannte auf den Boden, daß dir die Luft wegbleibt.
"Bleib genau da liegen und bewege dich nicht." herrscht Er dich an und lässt dich langsam los. Du liegst auf etwas hartem und spitzen in deiner Tasche das sich schmerzhaft in dein Fleisch bohrt, doch wagst du es nicht dich zu bewegen. Wie ein verängstigtes Tier das sich totstellt liegst du paralysiert und wimmernd auf dem Boden und Tränen laufen deine Wangen herunter. Als Die grausig Dunklen Augen des Besessenen das sehen beginnt er spöttisch und leise zu lachen. Während er sich von dir abwendet beginnt Er zu reden. "Du bist schwach. Du widerst mich an. Einer Made wie dir sollte nicht eine solche Ehre zuteil werden, aber ich kann es mir anscheinend nicht leisten besonders wählerisch zu sein.". Jetzt wo die unheimlichen Augen dich nicht mehr anstarren traust du dich deinen Kopf ein Wenig zu drehen. Du bemerkst jetzt daß die Zeichen, die über den ganzen Boden verteilt sind und die du zuerst für einen Teil der fragwürdigen Dekoration gehalten hast, einen magischen Ritualkreis von immenser Größe darstellen. Einige der Zeichen und Runen sind an der Stelle wo du über den Boden gewirbelt wurdest stark verwischt, und dein Peiniger macht sich jetzt daran diese wiederherzustellen. Die meisten der Verwendeten Schriftzeichen sind dir völlig unbekannt, und jene die du kennst sind an Stellen des Kreises gemalt die dir unheimliche Angst machen. Wahrscheinlich solltest du das Blutopfer darstellen, das bei vielen dunklen Ritualen von Bedeutung ist, aber Was auch immer hier passierte, es war böse, pervers und grauenhaft, soviel war sicher.
"Ich bin so oft gestorben, so oft verbannt worden... " murmelte der Unheimliche vor sich hin während er mit mit roter Farbe die zerstörten Runen nachzeichnete. "Niemals werdet ihr Es schaffen MICH zum schweigen zu bringen, ich werde immer wiederkehren bis ICH endlich obsiege. kein Gefängnis kann MICH halten..."
Verzweifelt siehst du dich nach einem Ausweg um; dein Stab liegt zu Weit entfernt und mit deiner Magie konntest du ihn wohl sowieso nicht aufhalten, auch fühlst du dich nicht in der Lage einfach aufzuspringen und wegzurennen. Und selbst wenn doch, wohin solltest du laufen...
"...Und du, kleine Made, wirst mir helfen hier herauszukommen." Der Besessene hatte seine Arbeit bereits Vollendet und kam mit einem sardonischen Grinsen auf dem kindlichen Gesicht wieder auf dich zu.
Du willst dich wehren aber es geht nicht; du bist zu verängstigt. Wie ein kleines Kind beginnst du zu weinen, ob der Auswegslosigkeit der Situation und deines anscheinend bevorstehenden grausigen Ritualtodes.
Der Körper der einmal dem Jungen Orrin gehört hatte beugt sich über dich und legt seine kleinen Hände auf deine Brust. leise beginnt Er  unbekannte und sicherlich verbotene Formeln zu murmeln und der riesige Raum füllt sich mit pulsierender und wabernder Energie.
"Alles zu Spät" schiesst es dir durch den Kopf als du merkst wie dein Geist langsam stirbt. Du Verstehst immer noch nicht was hier genau vor sich geht, doch du musst plötzlich an den gewaltigen Eber denken der wohl einer der Wächter dieses schrecklichen Ortes hier gewesen ist. Wahrscheinlich hatten Waldgeister oder sogar ein Gott ihn dazu berufen über dieses Unheil zu wachen... "Alles zu spät", deine Sinne schwinden.
Der Schmerz, der durch den spitzen Gegenstandes in deiner Tasche verursacht wird der sich erneut in dein Fleisch bohrt, bringt dich wieder zu bewusstsein. Du tastest nach den Gegenstand, und als du ihn berührst erinnerst du dich daran die Hauer des Ebers in deine Kräutertasche gelegt zu haben, die du noch immer am Leib trägst. Deine Hand schliesst sich fest um einen der Stoßzähne, doch du musst dich einen Moment sammeln bevor du dir zutraust genügend Kraft aufzubringen. Einen Moment zögerst du noch... Du konntest doch dem armen Orrin nicht einfach den Hauer in den Bauch rammen... .
Der Unbekannte über dir ist inzwischen zu einem katatonischen Zucken übergegangen und beginnt einen merkwürdig rythmischen Gesang anzustimmen.
Dir kommen Orrins Worte von heute Morgen in den Sinn und glaubst auf einmal zu verstehen wieso der Junge in diesem Glauben lebte. "Das Böse" wie Orrin es nannte lebt in allen denkenden Wesen und erfindet pausenlos Ausreden und Rechtfertigungen um Angelegenheiten schnell, einfach und zum eigenen Vorteil zu erledigen. Dieser Umstand muß den Jungen wohl dieses Falsche Bild gelehrt haben, schliesslich versprach es Komfort im Leben.
Doch warst nicht du es der gerade im Begriff war diesem perversen Kredo zu folgen? Warst nicht du es der diesen Knaben, dessen Körper von einer anscheinend uralten Macht besessen war, töten wollte, und zwar nicht um die Welt vor dem Bösen hier zu bewahren, sondern nur um dein eigenes jämmerliches Leben zu retten? Solltest du Orrin vielleicht recht geben, als eine Art unbeholfene und unerhörte Entschuldigung dafür daß du ihn töten musstest?
Die Gestalt über dir ist in raserei verfallen und brüllt: "JAAA TERAJA DU HUUURE, SIEH MEINEN WUNDERSCHÖNEN NEUEN KÖRPER!"
Du greifst mit deiner linken Hand zwischen deinen Rücken und den Boden und umklämmerst den Zweiten Wildschwein-Stosszahn in deiner Tasche. Du reisst ihn ruckartig aus deinem Fleisch und durch den aufflammenden Schmerz glaubst du plötzlich genug kraft zu haben um diesem Bösen die Stirn bieten zu können.
Mit all deiner verbliebenen Kraft bäumst du dich auf und stößt mit beiden Zähnen gleichzeitig nach dem Herzen des Jungen. Verwundert blicken die schwarzen Augen dich an als sich die Hauer tief in Orrins Fleisch graben und literweise dunkles Blut auf dich herabregnet.
Die Augen des Jungen erblassen, werden Schwarz, erblassen weiter und sehen nach einigen Sekunden wieder fast normal aus. Nur der Glanz will nicht in sie zurückkehren, denn Orrin ist auf dir zusammengebrochen und gestorben.
"DUUU BASTARD" du erschrickst fast zu tode; die unheimlich Stimme ist immer noch da, nur kommt sie jetzt nicht mehr aus Orrins Mund. Der Unheimliche schien nicht mehr in Orrins Körper und nun Unsichtbar zu sein. "Der Unsichtbare Mann" denkst du voller Entsetzen. Gleichzeitig siehst du wie die Decke über dir beginnt herabzustürzen. Du rollst dich zur Seite um Orrins leblosen Körper von dir herunterzubekommen und aufzustehen, und bemerkst daß auch der Rest der Halle in sich zusammenbricht. Auch das noch!
Hastig sammelst du deine Sachen zusammen während du schluchzend und leise vor dich hinfluchst, dich selbst verfluchst und vor allem dieses verteufelte Haus, aus dem es für dich kein entrinnen mehr zu geben scheint.
Während Trümmer um dich herabfallen versuchst du dich ein letztes mal an einen klaren Gedanken zu klammern, doch es will dir nicht gelingen. Kälte und Dunkelheit kommt über dich, du weisst nicht mehr wo oben und unten ist, hast das Gefühl unter Wasser zu sein. Du bekommst keine Luft und es kommt dir vor wie eine Ewigkeit bis du auf einmal endlich Licht siehst. Du versuchst dich darauf zuzubewegen, machst instinktiv schwimmbewegungen und tatsächlich, es scheint näher zu kommen.

Amon Cthong

Als du mit dem Kopf durch die Oberfläche brichst ziehen deine schweren Gewänder dich sofort wieder unter Wasser. Du realisierst die Situation schnell, und obwohl du ein wenig des warmen, erdig schmeckenden Seewassers schlucken musst, schaffst du es deine Robe und deine große Kräutertasche abzustreifen. Erst als du gierig und hustend nach etwas Luft an der Wasseroberfläche geschnappt hast entledigst du dich auch deines Unterrocks, deiner Stiefel und deiner Kostbaren magischen Schmuckstücke und Artefakte die dich unbarmherzig zurück in die Dunkelheit ziehen wollen. Du siehst das Ufer beim gelegentlichen Auftauchen etwa 200 Meter entfernt und fragst dich ob deine Kräfte noch ausreichen um dich vor dem Ertrinken zu retten. Als du dann nach einer Ewigkeit des erschöpften paddelns mit Händen und Füßen endlich Grund unter dir spürst zerrst du mit allerletzter Kraft deinen Oberkörper ein Stück an das Grasbewachsene Seeufer und brichst nackt und zitternd zusammen.
Du hattest es geschafft.. du warst am Leben und hattest nur eine unbedeutende Fleischwunde und ein paar gebrochene Rippen davongetragen, konntest darüber jedoch keinerlei Freude empfinden. Du hattest wohl schlimmeres Unheil abwenden können, jedoch musste Orrin, dieser außergewöhnliche Knabe der sicherlich schnell zu einem mächtigeren Magier als du es bist geworden wäre, dafür sein Leben lassen.
Unter Schmerzen, tiefer Trauer und Eindrücken der verstörenden Szenen der letzten Stunden gibt dein Geist der Belastung nach und lässt dich in einen tiefen Schlaf fallen.


Du hörst menschliche Stimmen und erwachst. Seltsamerweise verspürst du keinerlei schmerzen, weder am Rücken noch an der Brust. Du raffst dich im Schlamm des flachen Wassers auf alle Viere und schaust in die Richtung aus der die Stimmen kommen. Im Licht der langsam untergehenden Sonne treten Zwei junge Menschen aus dem Dickicht vor dem Ufer. Ein Jüngling von vielleicht Siebzehn oder Achtzehn Jahren Hand in Hand mit einem attraktiven Bauernmädchen. Beide machen einen unbefangenen Eindruck und scheinen glücklich und verliebt zu sein.
"Verschwindet von hier, dieser Ort ist verflucht" willst du ihnen zurufen, doch hörst du nur unartikuliertes schnauben und grunzen aus deinem Mund kommen. Die beiden sehen erschrocken zu dir herüber und weichen vor dir zurück. Du bewegst dich auf sie zu, merkwürdigerweise erscheint es dir keinesfalls adäquat dafür aufzustehen, und willst erneut das Wort an sie richten, doch wieder bringst du nur unmenschlich grunzende Laute hervor.
Die beiden wenden sich von dir ab und beginnen davon zu laufen. Erst willst du ihnen folgen, als du an dir herabsiehst bemerkst du jedoch warum es dir nicht in den Sinn kam aufzustehen; dein Körper war für den aufrechten Gang einfach nicht mehr geschaffen.
Der Umstand daß du nun die Gestalt eines mächtigen schwarzen Ebers angenommen hattest trug eindeutig Heraios' Handschrift. Anscheinend warst du nun einer der Wächter dieses Ortes und würdest zusammen mit den anderen Geistern des Waldes hier wachen bis jemand kam um dich zu erlösen und deinen Platz einzunehmen.

Wärst du heute morgen doch bloß zuhause geblieben...