Seelenwanderung

Begonnen von SirSAL, 05. September 2008, 10:44:09

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SirSAL

Auf meiner Wanderung durch den Sumpf, zwischen stinkenden Pfützen, vergammelnden Baumresten und vermoderndem Gestrüpp ging ich immer tiefer in das Moor.
Ich habe aufgehört die aufgedunsenen Körper verwesender Wanderer zu zählen, die in den Tümpeln stecken, versickern und verfaulen. Ihr Schiksal soll nicht das meine sein !
Nach vielen Stunden inmitten dieser brennenden Dämpfe, verwirrenden Irrlichter und erschreckenden Geräusche beginne ich an meiner Reise zu zweifeln.
Was erwartet mich am Ende dieses Mollochs, komme ich überhaubt dahin und wie finde ich den Ausweg ?
Geschwächt lasse ich mich nieder zu einer kurzen Rast, nur um ein wenig zu verschnaufen.
In diesem Augenblick wir mir bewusst das mich meine Kräfte verlassen, ich falle auf die Seite und bemerke, wie das Supfwasser sich meiner annimmt. Es lässt mich hinhabgleiten in die Dunkelheit, aus der es kein Entkommen gibt.
Moderige Flüssigkeit füllt meinen Mund, meine Lungen und Sekunden später verliere ich das Bewusstsein.

Verwirrt durch den nächsten Augenblick nehme ich eine Umgebung wahr, die es vor meinem abrutschen nicht gab.
Vögel trällern ihre Lieder, nie gehörte Stimmen erreichen mein Ohr und die Gefühle, die mich durchfließen entsprechen einem Leben, dass nicht den Tod wiederspiegelt, den ich erwartet habe.
Ich blicke in eine Welt voller Dinge, die ich nie zuvor sah.
Pilze, die duften als seien sie für Götter erschaffen; Kräuter, die neuen Fähigkeiten versprechen und Gegenstände dehnen ich einen höheren Wert beimesse, als ich es eigentlich machen würde.

Nachdem ich meine Taschen gefüllt und die Umgebung erforscht habe, begebe ich mich auf den Weg, die Stimmen in der Ferne zu erreichen.
Entkräftet, nach stundenlanger Wanderung ohne Wasser und dem bitteren Geschmack der Pilze auf der Zunge, ragt in der Ferne eine Mauer auf. Je näher ich ihr komme, je lauter und deutlicher werden die Geräusche.
Stimmfetzen und der Klang geschäftigen Treibens treiben mich an, die Mauer zu erreichen, bis ich schließlich vor einem Tor stehe.
Meine Rufe, kaum hörbar durch die Stimmen der Stadt, die hinter diesem Tor liegen muss, gehen unter. Ich schlage mit letzter Kraft an das Tor, doch nichts passiert.

Die Welt um mich herum verschwimmt, die Töne, die ich eben noch so klar vernahm, werden zu einem blubbernden Gemurmel.
Meine Augen fallen zu und ich sinke zu Boden.

SirSAL

Warm oder kalt? Ich vermag es nicht zu deuten. Es ist hell, still und leer.
Alles ist in Nebel gehüllt, ich sehe kaum die Hand vor Augen, als ein leises wispern mein Ohr erreicht.
"sir ..saaaal ...sirsal ...deine Zeit verrinnt ...nutze sie ...SirSAL ...du darfst nicht vergessen ...SAL, NUTZ DEINE ZEIT"


Einem Steinschlag gleich, falle ich zurück in die Wirklichkeit, welche ich momentan als solche ansehe.
Eine Flut von Sinnesendrücken, klar zu definieren, lässt mich wissen, dass der Ort, an dem ich mich befinde, beständig ist.
Es ist bitter kalt und es stinkt. Bedächtig nehme ich einen tiefen Atemzug, angereichert mit der Energie der Umgebung und öffne die Augen.
Der Mond, voll und strahlend, beobachtet mich. Die Erde, nass und kalt, hällt mich. Das Leben, kraftvoll und verwirrend, durchfließt mich.

Beim Versuch aufzustehen durchfährt mich ein stechender Schmerz.
Was ist passiert? Wie lange liege ich schon hier? Stunden; Tage; eine Woche?
Ich lehne mich zurück. Hart und unnachgiebig  stützt mich die Stadtmauer. Ein Blick über die Schulter und Erinnerungen blitzen in mir auf.
Der Sumpf. Der Wald. Meine Taschen durchsuchent, bemerke ich etwas warmes; starkes, anstatt der Pilze, die ich dort vermutet habe und ziehe es heraus.
Der Blick auf meine Hand offenbart mir dehren Zustand, zerschunden, dreckig und blau, hällt sie einen kleinen, schwarzen Stein.
Entgegen alles Naturgesetzte, ist dieser Stein warm, fast heiß und etwas starkes, bildet seine Aura.
" SirSAL ...nutz deine Zeit", hallt es in meinem Kopf wieder.

Der Stein in der Hand haltent, erhebe ich mich aus dem Grass. Bewusst nehme ich den Schmerz auf, der in all meinen Glieder steckt und schau mich um.
Ein Schatten, er bewegt sich um mich herum auf das Stadttor zu.
Könnte man Schatten, der Art ihrer Bewegungen nach, ein Geschlecht zu ordnen, währe dieser ein Mann. Kraftvoll, aber dennoch geschmeidig huscht er durch die Nacht.
Abschweifenend in die Frage, wann ich zuletzt jemandem begegnet bin, verfolgen meine Augen seine Bewegungen. Als er das Stadttor erreicht, vernehme ich leises Gemurmel, gefolgt von dem knarrenden Geräusch des sich öffnenden Tores.
Der Schatten verschwindet durch die Öffnung und mir wird bewusst, dass diese Möglichkeit meine einzige sein kann, in die Stadt zu gelangen.
Während ich zu laufen beginne, schließt sich das Tor bereits wieder. Knackend rasten die Riegel des Schlosses ein, kurz nachdem ich mich durch den Torspalt quetschen konnte.

Vor mir liegt eine Stadt.
Geräusche von Tieren und wenige, ferne Stimmen dringen an mein Ohr. Gerüche und Gestank umgeben mich.
Ich komme langsam wieder zu Atem und werde mir im klaren darüber, das es keinen Weg zurück gibt.

Der Stein, welchen ich immer noch in der Hand halte, schickt einen kurzen, aber spürbar warmen Impuls durch meinen Körper.
" SirSAL ...nutze deine Zeit", vernehme ich abermals die Ahnung eines Gedankens, der nicht von mir stammt.

Bedächtig setze ich einen Fuß vor den anderen, lasse das Stadttor hinter mir und begebe mich tiefer in das Unbekannte, das Neue, auf der Suche nach etwas Essbarem und bestenfalls einem warmen Schlafplatz.