Der seltsame Fremde

Begonnen von Adnarof, 11. September 2008, 20:58:10

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Adnarof

Es war kalt geworden im Umland von Elteran. Viel zu kalt für diese Jahreszeit. Der Winter hatte dieses Jahr zu früh beschlossen das Land heimzusuchen.
Durch die Ritzen in den Fenstern der Bauern aus dem Umland Elteran´s zog es bedenklich, denn kaum einer hatte die wenigen Sommertage in diesem Jahr nutzen können, um den bröseligen Lehm zwischen den Butzenscheiben zu erneuern. Wenn ihre Bewohner in ihren Betten lagen spürten sie, dass das wenige Stroh, das sie ernten konnten, nicht ausreichen würde um die Dächer ausreichend einzudecken. Nur wenige Arbeiten konnten noch im immer kürzer werdenden Tageslicht auf den Höfen verrichtet werden. Zu schnell hatte der Frostmann Elteran und das umliegende Land erobert in diesen Tagen.

Im kargen Licht der Abendsonne näherte sich ein Reiter der Stadt. Beständig kämpften sein Pferd und er sich durch das dichte Schneegetümmel, keine zwei Meter weit konnte er bei diesem Wetter sehen. Die Kälte mußte selbst durch seinen dicken Lodenmantel an seinen Knochen zerren. Hätte ihn ein Stadtbewohner gesehen, so hätte er ihn nicht beschreiben können, den seine Gugel hatte der Reiter tief ins Gesicht gezogen.

An den Mauern der Stadt angekommen, saß der Reiter von seinem Pferd ab, band es vor dem Unterstand des Wachhauses an, um die Stadtwächter um Einlaß zur Stadt zu bitten. Langsam ging er auf die Türe zu, erschöpft war er vom Ritt durch den frostigen Schneesturm. Noch einmal drehte er sich um: "Hab Geduld meine Kleine, ich hoffe bald zurück zu sein. Sobald ich einen Passierschein habe, werde ich dir einen warmen Stall suchen. So treu hast du mich die letzten Tage getragen, hast es verdient bald nicht mehr zu frieren." Und als ob sie jedes Wort verstanden hätte, zwinkerte die Stute ihrem Reiter zu und schickte ihm ein aufmunterndes Wiehern hinterher.

So nahm der fremde Ankömmling den schweren Beschlag der Türe in die Hand um anzuklopfen. Da ihm der Wind um die Ohren pfiff, konnte er aber keine Aufforderung zum Eintreten vernehmen, und so drückte er den Türknauf und stemmte sich gegen die schwere Holztüre. Der eisige Wind wehte zusammen mit seinen Gesellen, den Schneekristallen, eine vermummte Gestalt zu den Wachen herein.

Diese verstummten in ihrem Gespräch, ist es doch eine Seltenheit, einen Fremden bei solchem Wetter vor den Stadttoren zu sehen. Während sie neugierig die Köpfe reckten, blieb die kleine Gestalt vor ihnen stehen. Nun, ohne Pferd, sah man, daß sie nicht von großem Wuchs war.
Sie schob ihre Gugel etwas nach hinten, so daß die grünen Augen hervorblitzen und auch eine rote Haarlocke zum Vorschein kam.
"Verzeiht, daß ich zu so später Stunde noch um Einlass bitte, aber das Schneetreiben lies es nicht zu, daß ich mir einen Lagerplatz vor den Toren suchte, um dort bis zum Morgenläuten zu warten."
Gleichzeitig öffnete der Reiter seinen Mantel. "Ah, so warm ist es hier an euren Feuern. Aber entschuldigt, ich bin unhöflich. Ich sollte mich wohl vorstellen. Zu Hause, auf dem Hof meiner Eltern nennt man mich Adnarof. In großer Not schicken sie mich zum Oheim in der Stadt, ihn um Hilfe für den kommenden Winter zu bitten. Der Sommer war zu karg und die Ernte entsprechend zu wenig. Von seiner Magie soll ich lernen und ihn bitten größeren Schaden abzuwenden. Ich bitte euch, laßt mich ein, auch wenn die Glocken schon zum Abendgebet läuten."

Adnarof hatte während dieser Worte den Mantel und die Gugel abgenommen. Vor den Wächtern stand nun ein junges Mädchen, gekleidet in die typische Tracht der Bauern aus dem Umland Elteran´s. Mit ungeschickten Bewegungen legte sie ihren Mantel über die Arme und knetete ihre steifgefrorenen Finger. Herausgeputzt für ihr Anliegen beim Oheim stand sie nun erwartungsvoll vor den Wachen, kaute auf ihrer Unterlippe während ein kleiner silberfarbener Dolch an ihrem Gürtel baumelte. Er war das Einzige, was ihre Eltern ihr mitgeben konnten neben ihrer geliebten Stute, die geduldig im Unterstand auf Adnarof wartete....



Kiriru

"Tritt ein junges Mädchen, dein Oheim wartet bestimmt schon. Sei aber vorsichtig mit deinem Dolch, du könntest dir mit ihm weh tun!", antwortete die Wache mit einem Grinsen und deutete der Fremden den Weg in die Stadt.

Adnarof

"Habt Dank", Adnarof deutete eine Verbeugung an und begann flink sich wieder ihren Mantel über die Schultern zu legen.
"Eure Warnung werde ich mir zu Herzen nehmen. Nun entschuldigt aber, ich möchte meine liebste Stute Majaris nicht länger im Frost stehen lassen. Ich habe ihr versprochen mich nicht lange aufzuhalten und bald für einen warmen Unterstand für sie zu sorgen."
"So werde ich nun zur Taverne eilen und mich nach einem geeigneten Stall für sie umsehen. Euch wünsche ich noch eine ruhige Nachtwache, mögen die Götter euch freundlich gewogen sein und der eisige Sturm Räuber und anderes Gesindel von dieser Stadt fernhalten.", so sprach Adnarof zu den Wachen, zog sich ihre Gugel tief ins Gesicht um sich auf den Weg zu machen.