Eine dunkle Seitengasse

Begonnen von Xandera, 03. November 2013, 19:52:45

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Xandera

- Irgendwo im Armenviertel, kurz nach Einbruch der Nacht -

Ihre linke Hand  glitt an armseligen und verfallenden Wänden entlang, geschützt durch teils zerfetzte Handschuhe.  Sicherheit vor dem, was sich in den Ritzen und Spalten befand und das sie nicht sehen konnte, nicht sehen wollte.
Eine Kapuze war über die Augen gezogen, fast bis zur Nasenspitze.
Ihre Ohren lauschten ihrem Atem und den Geräuschen rings um sie herum.

Ratten und Mäuse raschelten durch Abfälle und Abwässer, ihre Nase roch ab und an den Hauch eines feinen Parfums und wusste, warum diese Person hier war.
Ekel zeichnete sich auf dem verschmierten Gesicht ab und ihre Rechte ballte sich an der Seite zur Faust, für einen kurzen Moment.

Sie schlurfte weiter in ihrer zerrissenen Kleidern, die Füße notdürftig mit Lumpen umwickelt, scheinbar ohne Ziel.
Geflüsterte Unterhaltungsfetzen die an ihr Ohr drangen und im selben Moment vergessen waren.

Ranthoron

Irgendwo mußte er falsch abgebogen sein; auf jeden Fall war er nicht freiwillig hier.

Angewiedert atmete er so flach wie möglich, um nicht vom vorherrschenden Gestank überwältigt zu werden. Er überlegte gerade, ob er fragen sollte, oder sein Irrlicht losschicken, als er überrascht tief Luft holte: Diese Gestalt - das konnte doch nicht sein? Er hatte sie für verschollen, wenn nicht gar tot gehalten!

Aber bevor er mit einem zweiten Blick seine Zweifel beseitigen konnte, war sie schon in einer dunklen Gasse verschwunden, und er wollte sich nicht noch weiter verirren. Seufzend beschwor er das Irrlicht...

Xandera

Sie sah ihn nicht, dennoch spürte sie ihn -  und wie er ein  Irrlicht beschwor.

Zu nah, zu gefährlich.

Es wäre besser, noch tiefer in das Gassengewirr abzutauchen, um die Gefahr so gering wie möglich zu halten.

Welcher Sinn hatte ihn hergeführt, welches unbewusste Denken seinen Schritt geleitet ?

Sie dachte, sie hätte alle Verbindungen unterbrochen, die Wege um sie aufzuspüren.
Mit einem inneren Seufzen färbte sie ihre Aura noch grauer und schlurfte weiter den Weg, eigentlich ein Gesicht wie jedes andere in diesen Gassen.

MajinPiccolo

MP kam aus Richtung des Stadtparks gelaufen. Er war in Eile, denn eine der Stadtwachen, die von ihm ein kleines Extra-Salär verdiente hatte ihn aufgrund eines merkwürdigen Vorfalls kontaktiert.

Während er noch gedankenverloren über den Grund nachdachte, warum die Stadtwache ihn rief, stiess er beinahe mit einer Frau zusammen, die grade aus einer der Gassen bog. Sie war dem Armenviertel entsprechend gekleidet und schien, umhüllt von ihren Lumpen, auch von hier zu stammen.

"Verzeiht!", sprach MP sie nach dem Beinahe-Zusammenstoss an und zog nach einer kleinen höflichen Verneigung weiter.

Als er in die dunkle Seitengasse abbog, erblickte er gleich die Füsse eines armen, am Boden liegenden Mannes. Er war bedeckt von einer Decke und offensichtlich tot.

"Herr. Da seid ihr ja!", sprach die danebenstehende Wache ihn an.
"Still, ihr Narr! Es soll doch keiner von unserer Vereinbarung wissen! Was habt ihr so Besonderes für mich? Ein toter Bettler?", antwortete MP ihm genervt.
"Nein, Herr Piccolo... es ist zwar ein Bettler, aber es wird euch interessieren... nunja, seht selbst."

Die Wache deckte den Kopf des Leichnams auf. Der Anblick war grauenvoll. Schwarzer Schaum trat aus den Körperöffnungen des Bettlers. Es war wie wenn er sich von innen heraus aufgelöst hätte und sein Lebenssaft dunkel aus ihm raustreten würde.

"Ich vermute einfach mal, es hat etwas hiermit zu tun.", sprach die Wache ihn an und überreichte ihm einen Lederbeutel.
MP öffnete den Beutel und fand eine feingemahlene, kristalline schwarze Substanz darin vor. Er befeuchtete seinen kleinen Finger und nahm etwas davon auf um es mit der Zungenspitze zu kosten. Sofort spukte er es wieder aus.
"Pffft! Das ist... Salz... Adamitsalz. Aber warum ist es schwarz und wo kommt es her?"
Ratlos stand er vor der Wache da.




Xandera

Das Gesicht blieb ohne Ausdruck, als der Fremde sie anrempelte, sie hörte die Gewänder rascheln und wie er weiterlief.

Er war viel zu fein gekleidet für diese Gegend gewesen und auch seine Umgangsformen...
Doch suchte er das Übliche hier ?
Leise und geübt fingerte sie einen kleinen Stein heraus, um damit nach einer Katze zu werfen, die daraufhin mit einem protestierenden Fauchen verschwand.

Die geräuschliche Ablenkung machte es möglich, in der Quergasse vorzuschleichen und sich zu verstecken.
Dem Fremden schien nicht aufgefallen zu sein, das die Kapuze bis zur Nase ging, grad so, als müsste etwas verborgen werden.

Sie kauerte in ihrem Versteck und lauschte. Auf die Umgebung und was gesprochen wurde.

Interessant... interessant.

Lange blieb sie sitzen, man konnte sie kaum ausmachen in dem Versteck, und dachte nach.

Ob dem Fremden nicht aufgefallen war, das sie vielleicht blind sein könnte ?
Nunja,
sinnierte sie vor sich hin,
dazu musste man schon wirklich blind sein. Blind im Herzen, nicht im Auge, um das zu übersehen.

Die Kälte kroch langsam durch die Gassen, doch die Fremde saß noch immer im Versteck und zeigte kein Frösteln angesichts der Kälte.

Ranthoron

"Nein, Irrlicht, ich wollte nicht zur Kloake, ich wollte auf kürzestem Weg hier heraus!"

Langsam wurde es dunkel, und er hatte Gerüchte gehört, die ihn schaudern ließen. Verstohlen griff er in seine Börse und zog eine Münze heraus. Dann näherte er sich vorsichtig der nächsten Gestalt, die am Boden hockte.

"Verzeihen Sie? Können Sie mir den Weg hier heraus zeigen?"

Xandera

" Steckt euer Kleingeld wech..  Leute wurdn schon für weniger ..ihr wisst schon... ums Eck' gebracht."

De Antwort ist halblaut gezischt und die Gestalt rappelt sich mühselig hoch.

" Ihr seid niemand ausm Viertel, euer Redn un' euer Gestank....macht, das ihr hier wechkommt... "

Die Gestalt wischt sich derb über den Mund und reckt schnüffelnd die Nase, bevor sie einen klauenartigen Finger ausstreckt.

" Die Gass' neben euch.... folgt ihr. Is' der kürzeste Weg hier raus. Irrdingsis sin' hier wenich von Nutzn. Dreht euch nich' um. Glotzt in keine andre Gass'. Isn gut gemeinter Rat.. Un' völlich umsonst. "

Ein sachter Stoß und mißtrauisches Schnüffeln, gefolgt von wedelnden Handbewegungen, die Gestalt dreht den Kopf in viele Richtungen und lauscht.

Ranthoron

"Danke" stammelt er, und drückt der Gestalt die Münze in die Hand. Dann floh er die Gasse entlang in der Hoffnung, daß die Auskunft richtig war.

Xandera

Die Münze verschwindet ebenso schnell in der Tasche wie der Magier, der in die angegebene Richtung floh.
Die Gestalt zog schniefend die Nase hoch um sich dann wieder in das dunkle Eck plumpsen zu lassen, in dem sie vorher saß.

Ich würde euch nie in die Irre führen....

Mit einem weiteren Schniefen gräbt die Gestalt etwas aus versteckten Taschen, was sich als Flasche mit grünlichem Inhalt entpuppt. Leise wird sie geöffnet und an den Mund gesetzt, bevor der Inhalt in einem Zug verschwindet.

Widerliches Zeug.

Ekel zeichnet sich auf dem Gesicht der Gestalt ab, als sie die Flasche wieder verschließt und verschwinden lässt.
Irgendetwas ging in dieser Stadt vor, etwas hoffentlich sehr Interessantes. Die Leiche schien Zeugnis darüber zu geben.

Ranthoron

Schon nach wenigen Schritten erschienen die Schatten in der Gasse weniger bedrohlich, und plötzlich trat er zwischen zwei Häusern heraus auf eine wohlbekannte Straße. Überrascht drehte er sich um, und erkannte, daß die Gasse durch den vorherrschenden Schattenwurf wirklich kaum zu sehen war. Aber jetzt, wo er sie kannte...
Und im Nachhinein meinte er, daß die Stimme doch etwas bekanntes hatte...

Aber das konnte warten, jetzt hatte er Verpflichtungen. Rasch ging er die Straße hinunter.

MajinPiccolo

Es war das erste Mal, seit dem Verlassen des Parks, dass er einige Momente hatte um inne zu halten und durchzuatmen... sich zu konzentrieren. Die seltsamen Vorfälle in der Stadt nahmen zu und er wusste bisher weder einen Rat, noch ob dies alles miteinander zusammenhing. Es war ein schreckliches Gefühl... er fühlte sich leer und unwissend. Informationen waren seine Stärke, seine Währung um in dieser Welt zu überstehen. Doch nun stand er ratlos, ja beinahe sogar hilflos da. Ein Gefühl, dass er selten kannte und noch weniger mochte.

Leise flüsterte er einige Worte vor sich hin. Fast wie wenn er mit sich selbst reden würde.
"Das ist sicher kein Zufall... ich fühle es. Augen, die auf mir ruhen. Ohren, die mir lauschen. Jemand beobachtet uns. Ob er etwas weiss?"
Er nickte mit dem Kopf in eine Richtung und ein leises Fiepen machte sich entlang der Rinnsteine in den Gassen breit.
Da war es wieder! Nun hatte er alles erneut fest im Griff. Die Situation war ein wenig mehr unter seiner Kontrolle und die leichten Selbstzweifel abgelegt.
Doch er spürte noch etwas... Neugierde! Es war nicht seine eigene, oh nein! Jemand in der Nähe empfand Neugierde. Für ihn? Für die Leiche? Er sollte es bald erfahren.




Xandera

Ratten ? Beinahe hätte die Gestalt gelacht.
Das Gebräu tat im Übrigen seine Wirkung und sie konnte auf jede noch so schwache Magie verzichten.

Das Fiepen hörte die Gestalt sehr deutlich, nahm aber gleichzeitig den Fremden wahr, der sie vorhin angerempelt hatte. Sie musste ihre Neugier zügeln,  sie fühlte eine leichte Gefahr in seiner Aura.

Mit einigem Zittern in den Händen grub die Gestalt aus dem zerfledderten Umhang eine trockene Ecke Brot, biß mehrmals ab und schluckte es fast im Ganzen.  Die leichte Übelkeit verflog, schniefend rappelte sie sich hoch, ertastete eine Wand und begann loszuhumpeln.

Raus aus dieser Kälte - und weg von diesem Geruch.  Er erinnerte sie an etwas, sie roch die Dunkelheit, was sie husten ließ. Der Atem rasselt und pfeift ungleichmäßig, doch sie musste weg. 
Die Gestalt beginnt schneller zu humpeln und mit der Hand an den rauhen Steinen der Wand entlangzugleiten. Sie muss nicht mitzählen, sie kennt den Weg auswendig.

Eine Leiche war nicht so ungewöhnlich, schon gar nicht in den abgelegenen Ecken dieser Stadt.  Was sie so unewöhnlich machte....
Die Gestalt musste erst einmal ihr Versteck erreichen, dann konnte sie sich den Kopf zerbrechen, was den Toten so ungewöhnlich machte.
Und was der Fremde hier zu suchen hatte.

Xandera

Ein kurzes Zögern,  ein rasselndes Atemholen später war die Gestalt verschwunden.
In einer engen Häuserschlucht mit noch mehr Abfällen, die den anderen Gestank überlagerten.

Zitternd ertasteten die Finger das, was die Gestalt suchte, die sich daraufhin scheinbar in Nichts aufzulösen schien.