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Rollenspielforum => Stadt - Elteran => Armenviertel => Thema gestartet von: Xandera am 04. Dezember 2013, 20:44:23

Titel: Irgendwo, nicht näher verzeichneter Ort
Beitrag von: Xandera am 04. Dezember 2013, 20:44:23
Wasser tropft durch das undichte Dach, unregelmäßig.
Nach allen Seiten sich umsehend versicherte sie sich, das dieser Ort sicher war, bevor _sie_ tiefer in das Versteck eindrang.
Ihre Gedanken begannen abzuschweifen und so stieß sie mit ihrem  Fuß gegen eine Truhe. Innerlich fluchend lief sie weiter, eigentlich kannte sie den Weg im Schlaf. Eigentlich.
Doch ihre Gedanken waren bei dem Toten, dem mysteriösen Fremden und dem Wesen.
An Zufälle glaubte sie nicht, nicht in einer von Magiern bewohnten Stadt.
Sie hielt kurz inne und lauschte. Besuch, das war selten.
So lief sie weiter, um kurz darauf in einem kleinen gemütlichen Zimmer zu stehen, möbliert mit einem zerschlissenen doch weichen Sessel, einem Bett und einem Sofa. Auf jenem Möbelstück saß jemand und erwartete sie.


"Schön, das du da bist. Ich dachte schon, du würdest dort draußen noch weiter freiwillig frieren.. "

" Nein, es war mir zu gefährlich. "
Verschwunden waren die Gossensprache und mit einem Seufzen ließ sie sich in den Sessel fallen.
" Du bist sicher nicht gekommen, um mit mir darüber zu reden, das ich erfrieren könnte, oder ? "

Ein sanftes Lachen war die Antwort.
" Nein nein, deswegen sicher nicht. Eher, weil merkwürdige Dinge vorgehen. "

" Hmmmm, vielleicht ergeben diese Dinge Sinn. Irgendwann. "
Mit einem Seufzen strich sie die Kapuze zurück, woraufhin zwei schöne Elfenohren zum Vorschein kamen, lang und an den Enden wohlgerundet.

" Ich hatte vergessen, wie schön du bist, Ma... "

" Sag ihn nicht ! "
Das lange Haar, einst prachtvoll und dunkel, flog nun von weißen Strähnen durchsetzt und verfilzt, hin und her.
" Namen sind gefährlich, mein Freund. Das weißt du selbst am besten, meine kleine Joruga. "

" ich weiß, Eisblume. Auch wenn die Codenamen ein wenig albern sind. "

" Weiß ich, weiß ich. Aber das einzige Mittel im Moment, um dem Einfluss zu entgehen. "
Ihr >wahrer< Name war gefährlich, zu gefährlich um ihn zu nennen. Geschickt zog sich Eisblume die Fetzen von den Händen, öffnete und schloß die rechte Hand mehrmals, um den dumpfen pochenden Schmerz loszuwerden, der von der Narbe auf der Handfläche ausging.

" Du solltest aufhören, dieses giftige Zeug zu trinken, Eisblume. "

" Kann ich nicht, Joruga. Ich bin noch immer verbunden. Solange das besteht, besteht auch die Gefahr, das man mich findet. Und dann findet man diese... eine spezielle Sache, die ich ihnen damals gestohlen und versteckt habe. "
Eisblume schmunzelte, wenn sie an die Sache dachte. Gefährlich. Mächtig. Und mit einer Erinnerung verbunden, die schmerzlich sich vor ihrem Auge abzeichnete.
" .. ich habe sogar mein Leben riskiert.. damals.. um die Sache.. und einen Menschen zu schützen. "

" Ach Eisblume.. "
Trauer schwang in der Stimme mit, aber auch Sorge.
" Wie lange soll das Versteckspiel noch gehen ? "

Eisblume starrte mit milchigen Augen zu Joruga - und durch ihn hindurch.
" Solange, bis ich die Sache wiederhabe. Sicher, sie ist gut versteckt, aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis jemand die richtigen Schlüsse zieht. Und magische Siegel halten nicht ewig... "

Joruga setzte sich neben Eisblume und nahm sie in den Arm.
" Du hast bisher sehr viel riskiert... deine Narbe auf der Handfläche, die Narben auf deinem Rücken... die Narbe in deinem... Gesicht. "

Tränen zeichneten sich auf Eisblumes Wangen ab, die still zu Boden fielen.
" Ich habe mir wegen der Narbe im Gesicht... selbst... "

Joruga legte einen Finger auf Eisblumes Lippen.
" Ich weiß.... ich weiß... du wolltest den Anblick nicht länger ertragen. "
Joruga spürte die Trauer hinter den stummen Schluchzern, die den Körper schüttelten. Um Eisblume abzulenken, erzählte Joruga ihr, was er ihr mitgebracht hatte und in der Truhe verstaut hatte.
Lebensmittel, getrocknete Kräuter und die Kleider, um die sie gebeten hatte.
" Ich verstehe zwar nicht.. was du damit willst.. Aber lass mich von den Dingen erzählen, die momentan in Elteran vorgehen. "

Einige Stunden verstrichen, in denen sich Eisblume und Joruga die Köpfe über die merkwürdigen Dinge zerbrachen, bevor sich Eisblume in das schmale Bett legte und Joruga sich daran machte, die Abschirmzauber erneut zu verstärken. Nicht aufzuspüren, das war seine Spezialität.
Nachdem er das erledigt hatte, rollte er sich auf dem Sofa ein.

Ich hab dich gern, Eisblume.. meine kleine Schwester.. Möge dir nie etwas zustoßen....
Titel: Antw:Irgendwo, nicht näher verzeichneter Ort
Beitrag von: Xandera am 06. Dezember 2013, 20:44:44
Nach mehreren Stunden erholsamen Schlafs wachte zuerst Joruga auf, der sich daran machte, ein karges Mahl zuzubereiten.

Durch seinen Kopf huschten flüchtige Bilder, Erinnerungen und Wortfetzen.
Er war der Erstgeborene, seine Mutter eine Frau mit geringen magischen Kräften, sein Vater.... Jegliche Erinnerung an ihn fehlte, so als wäre sie absichtlich ausradiert worden.

Joruga erinnerte sich lediglich an Mamas Schwangerschaft mit Eisblume... das Verschwinden seiner kleinen Schwester und die Trauer seiner Mutter. Jene Trauer, die sie am Ende tötete.
Er wuchs in den Straßen Elterans auf, ein Dieb, ein Schatten in der Nacht, oftmals bezahlt um Informationen zu stehlen, Zauberformeln oder magische Artefakte.

Joruga wuchs heran und mit ihm sein Durst nach Wissen. Er begann aus gestohlenen Büchern Magie zu lernen, wenig zwar, doch ausreichend um noch besser als Dieb zu sein.
Kaum erwachsen hatte er von Gerüchten gehört über eine junge Magierin, die ein Zuhause gefunden hatte und einen Lehrmeister. Ungewöhnlich und interessant für ihn machte etwas anderes, die Tatsache das die Magierin, so wie er, über Elfenohren verfügte.
Nur wenig registrierte Magi waren elfischer Herkunft, es hieß immer sie seien für Magie nicht geboren worden.
Neugierig geworden folgte er ihr eines Abends, immer im Schatten und Nebel der Häuser.
Joruga beobachtete mehrere Tage, bis er Gewissheit hatte.
Dies dort war seine kleine Schwester !!

Im Verborgenen begann er sie zu beschützen, auch wenn sie tief von Curulum verdorben worden war, in ihren Adern floss dasselbe Blut wie in seinen.
Joruga hielt sich lange im Hintergrund, bevor er ihr sich zeigte und offenbarte.
Eisblume war anmutig, gewandt in der Magie und ihre Ohren waren bezaubernd anzusehen.
Er kümmerte sich um sie, als sie damals angegriffen wurde. Anhänger Curulums, gekleidet wie die Jünger Terajas...

Joruga wurde aus seinen Gedanken gerissen, als sich Eisblume regte und sie ihn verschlafen ansah.


" Du hast Frühstück gemacht ? Das kann ich jetzt gut vertragen. "
Eisblume seufzte und fuhr sich die flizigen Haare entlang.
" Und ich glaube, ich brauche ein wenig Hilfe beim Haarewaschen. "

Joruga brummte zustimmend, bevor er sich mit dem Frühstück zu ihr aufs Bett setzte.

" Meine kleine Schwester... "
In diesen wenigen Worten war soviel Liebe zu spüren.
Titel: Antw:Irgendwo, nicht näher verzeichneter Ort
Beitrag von: Xandera am 10. Dezember 2013, 19:22:14
An diesem teils sehr feuchtkühlen Ort, war das Lachen nur leise zu vernehmen und die Stimmen erklangen leise, fast flüsternd. Informationen erhielt man leicht, vorrausgesetzt man zahlte entsprechend.
Eisblumes sogenannte Familie verfügte über das Gold, um nicht nur einen Informanten zu unterhalten, sondern Dutzende.
Es war schon zu einem Spiel für sie geworden, diese Dilettanten zu enttarnen und....
Bei dem Gedanken an dieses "Und" huschte ein Lächeln über Eisblumes Gesicht und sie griff herzhaft nach dem Glas mit den eingelegten Früchten.


" Eisblume, du guckst schon wieder wie die sprichwörtliche Katze, die sich gleich auf die Sahne stürzen will. Hast du wieder einen gefunden ? "

Eisblume nickte mit vollem Mund, leckte sich die Finger sauber und schluckte die Reste des eingelegten Apfels.
" Joruga, langsam wird es für mich zu einem amüsanten Spiel. Für dich ist das eher Unterricht, diese Amateure aufzudecken und mir in die Hand zu spielen. Darum brauche ich die Kleider - und du musst mir beim Haarewaschen helfen. So abgerissen wie wir beide momentan herumlaufen, würde man uns gleich an den Durchgängen zu den Wohnvierteln abfangen und wieder hinauswerfen. "

Joruga nickte, nahm sich den Eimer um Wasser zu holen, während Eisblume sich daran machte, getrocknete Kräuter zwischen zwei Steinen zu zermahlen und dabei die unterschiedlichen Düfte, Aromen und Intensitäten einzuatmen. Das einzige, was an ihrer "Familie" gut war, war die Ausbildung die sie genossen hatte...

Bevor man sie quasi in Elteran "ausgesetzt" hatte, komplett mit falschen Erinnerungen, hatte sie eine erstklassige Ausbildung genossen, teilweise Dinge die in keinem Buch verzeichnet standen.
Elteran war als ihre Abschlussprüfung gedacht, doch hatte Eisblume vor ihrem Aussetzen etwas gestohlen.
Sie erinnerte sich schmerzlich an die Strafe dafür und ihre linke Hand zuckte an ihre rechte Schulter, um dort die tiefen Furchen einer Narbe zu ertasten. Außerdem stieg ihr ein vertrauter Geruch in die Nase, überlagert von Staub und nur noch Fetzen davon übrig.

" Scheiße ! "
kam es deftig über Eisblumes Lippen, bevor sie eine empfindliche Kurelblüte in ihrer Hand zerdrückte und der kräftige Geruch sich auszubreiten begann.
" Joruga, gibt es Beweise für die Gerüchte ? "

Joruga, mit dem Eimer zurück, voll und schwer,  holte seufzend Luft.
" Nein. Ich weiß die Namen nicht. Und die Adresse, an die du dich zu erinnern meintest, stimmt auch nicht. Tut mir Leid. So langsam musst du dir was einfallen lassen. "

" Ich weiß. Das Siegel. Wenn man wüsste, was in Elteran versteckt ist. Uiuiui. "

Eisblume begann damit, die zerriebenen Kräuter in eine Flasche mit weitem Hals zu füllen, während Joruga den Eimer mit Wasser über ein kleines Feuer hängte.

Zwei Stunden später richtete Joruga an Eisblumes prachtvollem Kleid die letzten Bänder und staunte wieder.
" Wie kann man sich so ein teures Stück leisten, Eisblume ? "

" Indem man Wissen verkauft. Insiderwissen. "
Joruga schüttelte den Kopf, bevor er seiner Schwester den Umhang über die Schultern legte, feinster Stoff, von dem er nicht wusste, wie sie damit durch die versteckten Gänge des Untergrunds gehen wollte.

Doch Eisblume schien seine Gedanken erraten zu haben, schwenkte ihre Hände in einem komplizierten Muster über ihrer gemeinsamen Kleidern.

" Ein simpler Zauber, der ausreichen sollte, um bis an den Anfang des Wohnviertels zu kommen Joruga.  Meinen letzten Kontakt hatte ich dort. "

Joruga führte seine Schwester zum Anfang des Labyrinths des Rohr - und Gangsystems und ließ sie los. Eisblume hasste es, wie eine Invalidin herumgeführt zu werden. Er konnte nicht einmal sagen,  WIE sie sich ohne Augenlicht orientierte, aber es faszinierte ihn, sie dort so sicher laufen zu sehen, gerade so als könnte seine Schwester noch immer sehen.