Wege aus Ost und West

Begonnen von Saya, 22. Mai 2008, 20:06:17

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Saya

Die Luft lag noch schwer über dem Boden als Saya die Küste erreichte. Der Nebel war in den letzten Wochen ihr einziger Begleiter geworden, der sie sicher wie immer voran trug. Noch immer stach ihr Herz wenn sie an den Abschied von ihrer Familie, ihren Vertrauten dachte. Sie war noch nie länger als einige Tage von zuhause weg gewesen und nun war sie schon gut drei Wochen auf See. Ihr weiches Haar tanzte mit der leichten Brise die ihr Antlitz streifte und sie schloss ihre Augen um den Moment zu genießen. Der Horizont schien zu Glühen als würde das Feuer versuchen die Welt zu beherrschen und Saya verlor sich für einen Augenblick in dem Sonnenuntergang. Ihre grünlichen Augen reflektierten die letzten Strahlen der Sonne als diese den Tag verließ und dem Mond sein Revier einläutete. Mit ihren knapp 19 Jahren war ihr äußeres doch eher mit dem eines jungen Mädchen zu vergleichen. Ihre Statur war zierlich, sie maß gerade mal etwas über 5 Fuß und ihr rötlich-braunes Haar reichte ihr bis zum Kinn. Meist war sie in einfacher Kleidung anzutreffen, wobei sie die Farbe Grün bevorzugte. Für die Überfahrt hatte sie sich etwas ansehnlicher gekleidet, denn es war das erste mal, dass sie in eine große Stadt kam. Das olivgrüne Kleid reichte ihr bis zu den Fußknöcheln und der breite, beigefarbene Hüftgürtel hatte zwei Bänder, die ihr bis zu die Knie hinunter fielen.  Verträumt war der Ausdruck ihrer Augen und oftmals vergaß Saya sogar selbst das sie in der Realität lebte.

Ein heftiger Stoß riss sie wieder einmal aus ihren Träumen und sie blickte sich verstört um. Das Schiff hatte den Hafen von Elteran erreicht und wo eben noch beängstigende Stille auf dem Deck herrschte, war nun schier große Hektik ausgebrochen. Ein Seufzer entfuhr ihr und sie bückte sich um ihr Bündel hoch zu nehmen. Langsam schritt sie zu der Rampe um das Schiff zu verlassen und blieb als sie festen Boden unter ihren Füßen spürte erst mal stehen und versuchte sich zu orientieren. Die Stadt war groß und sie wusste nicht ob es ihr als Fremde gestattet war einfach so durch diese zu spazieren. Sayas Augen machten eine Art Pult aus, hinter dem ein Mann saß und auf ein Schriftstück mitschrieb  was die Menschen  vor dem Tisch zu ihm sagten. Es war eine recht lange Schlange und Saya überlegte, ob auch sie sich dort anstellen musste um eventuelle Informationen zu erhalten.

Geh dort hin und lass dich vermerken... wurde ihre Frage auch gleich von einem Schiffsmaat beantwortet, der gerade Getreidesäcke verlud... Also zu dem Mann da?... stellte sie die Frage die sie sich in Gedanken stellte nochmals laut und der Maat rollte kurz mit den Augen während er nickte... Ja, der Kerl dort Saya. Er vermerkt die Neuen die per Schiff in der Stadt ankommen und entscheidet ob du rein darfst oder nicht... klärte er die junge Frau weiter auf und widmete sich wieder seiner Arbeit. Saya blickte erneut zu dem Mann hinter dem Schreibpult und sah den Maat wieder an... Danke Bredan... entgegnete sie dem Bekannten ihres Vaters und machte sich auf die wenigen Schritte zu dem Schreiber zu überwinden. Danach konnte sie sich immer noch umsehen und den Fremden ausmachen, den sie hier treffen sollte. Hagi wurde er genannt und er war ein Kind der Wüste Tarun, doch mehr  wusste sie auch nicht außer das er groß sein soll, dunkel und recht unnahbar vom ersten Eindruck her aber dies würde sich spätestens dann zeigen, wenn sie ihm begegnet.

Kurz bevor sie den Prüfer erreichte, wurde sie von zwei Wachmännern aufgehalten die ihre Speere vor ihr kreuzten und Saya ein durchgehen somit unmöglich gemacht hatten. Mit großen Augen starrte sie von einem Gesicht ins andere und räusperte sich kurz... Ich... ich würde gerne zu dem Mann da hinten, der da am Tisch.. also..weil ich ja und ach ja....  Saya heiße ich, ich bin gerade mit dem Schiff von der Insel Larann gekommen und soll mich hier mit einem Mann treffen aber ich kenn ihn nicht. Ich weiß nur ungefähr wie er aussieht... aber.. hmm darf ich durch?... plapperte sie erst wild drauf los ehe ihre Worte am Ende etwas schüchtern aus ihr heraus kamen und sie untermalte ihre Worte mit ihren Händen ehe sie diese hinter ihrem Rücken verschränkte und einen Schritt zurück trat um auf die Reaktion der beiden Männer zu warten.

Hagi

Mit langsamen Schritten näherte sich die Gestalt aus östlicher Richtung den Toren von Elteran. Die Größe von knapp sechs Fuß und die kräftige Statur ließen auf eine männliche Person schließen, doch genau konnte man so etwas nie sagen, denn der Schein trog nur zu oft. Gehüllt in eine sandsteinfarbene Robe aus Leinen die der Gestalt fast bis zu den Fußgelenken reichte und mit einer Kapuze versehen war. Die Kapuze warf im Licht der Abenddämmerung einen tiefen Schatten in das Gesicht des Fremden und versteckte dieses vollständig. Lediglich zwei gelbliche Augen blitzten hervor, aber boten nicht genug Aufschluss, ob es sich bei der Gestalt um einen Menschen handelte. Fast hatte der Fremde die Tore erreicht und die Lichter der bereits entzündeten Laternen gaben mehr von ihm Preis. Ein breiter brauner Ledergürtel umschlang die Robe der Person über halb der Hüfte und an diesem war ein kleiner unscheinbarer Stab aus Eisen befestigt. Die Stiefel der Gestalt waren ebenfalls aus braunem Leder nur sah dieses wesentlich weicher aus als jenes aus dem der Gürtel war. Die sandsteinfarbene Robe war unten an den Seiten bis hin zu den Oberschenkeln nicht zusammen genäht worden, damit die Beine mehr Bewegungsfreiheit bekamen. Dadurch ließ sich erkennen, dass der Träger des Gewandes darunter schwarze Beinlinge trug, die ebenfalls aus Leinen zu sein schienen. Der Fremde trat vor die Wächter und der Schatten in seinem Gesicht zog sich etwas zurück und gab Einzelheiten seines Antlitzes zu erkennen. Eine nach unten gehend längliche Nase, von der Sonne gezeichnete Haut und spröde Lippen um die herum ein schwarzer Bart verlief offenbarte sich den Wachleuten, jedoch blieben die Stirn und die Partie um die Augen herum weiterhin unkenntlich.

»Bei Tarun seid gegrüßt! Hagi der Wüstenfuchs werde ich genannt. Ich bin hier um mich in den magischen Künsten weiterzubilden und möchte gerne eine Zeit lang in Elteran verweilen, außerdem soll ich mich hier mit jemanden treffen«, stellte sich der nun als eindeutig männlich zu erkennende Fremde mit kräftiger Stimme vor und bat sogleich um Einlass. Unschwer konnte man an Hagis Namen und seiner Kleidung erkennen, dass es sich bei ihm um einen Sohn der Wüste Tarun handelte. Seine Reise hatte bei der Oase von Tar´kar begonnen und der Marsch durch die Wüste war lang und beschwerlich gewesen zumal er das erste Mal ohne seinen Stamm von Nomaden unterwegs gewesen war. Als sich dann später die ersten grünen Ebenen und Wälder vor ihm erstreckt hatten, wäre der Mann am liebsten umgekehrt, denn der große Unterschied zu seiner geliebten Wüste verunsicherte ihn doch sehr, aber er hatte eine Aufgabe zu erledigen und sein Drang neue Arten der Magie kennen zulernen trieben ihn voran. Hagi sollte sich mit einer jungen Frau namens Saya in Elteran treffen von der er nur wusste, dass sie rotliches Haar besaß und dass sich ihrer sowie sein Vater kannten. So war der Wüstenfuchs nach einer Nachricht aus Sayas Landen aufgebrochen um ihr zu begegnen und weil die Magier seines Stammes ihm nichts mehr beibringen konnten.

Saya

Aus ihren Augenwinkeln betrachteten die Wachmänner einander und einer von ihnen zog eine Augenbraue hoch während Saya weiter wild drauf los plapperte. Etwas unbeholfen stand sie da und wie immer in solchen Situationen war ihr die Nervosität deutlich anzusehen. Nachdem die junge Frau endlich aufgehört hatte sinnlos durcheinander zu brabbeln öffneten sich die beiden Waffen der Männer, welche andeuteten, dass ihr der Durchlass gewährt worden war. Etwas erstaunt und mit großen freudigen Augen sah sie beiden abwechselnd ins Gesicht, ihre Mundwinkel hoben sich und sie schenkte beiden ein Grinsen ehe sie zwischen ihnen durch ging und sich anstellte um sich bei dem Schriftführer eintragen zu lassen. Nach einer Weile kam sie schließlich dran und ihr wurden viele Fragen gestellt, die meisten beantwortete sie unehrlich jedoch mit höchster Glaubwürdigkeit und als sie endlich das Schriftstück in ihren Händen hielt, welches sie für die Ausweisung in der Stadt benötigte verließ sie den Hafen in Richtung Taverne, wo sie auf Hagi treffen wollte.

Hagi

#3
Der erste Wächter schaute zu seinem Kollegen hinüber und dieser nickte nur bestätigend. »Nun gut, ich denke es wird in Ordnung gehen wenn wir euch durchlassen, aber vorher müssen wir noch das Formelle erledigen«, erklärte die Wache und wandte sich von Hagi ab um zu dem kleinen Wachhäuschen zu gehen, welches neben dem Eingang zur Stadt stand. Für einen Moment verschwand der Aufseher vollends aus der Sicht des Wüstenbewohners und er starrte reglungslos an der anderen Wache vorbei durch das offen stehende Tor. Nach wenigen Minuten kam der andere Hüter des Tores zurück und schritt geradewegs auf Hagi zu. Mit Tinte, Feder und einem Pergament blieb der Mann vor dem Sohn der Wüste stehen und richtete seine Worte an ihn, »Name?«.
»Hagi«.
»Den Nachnamen auch!«.
»Hagi vom Stamm der Wüstenfüchse«.
Die Wache zog eine Augenbraue hoch und betrachtete ihren Gegenüber einen Moment eingehend. »Ihr werdet doch wohl einen vollständigen Namen haben«.
»Bei uns trägt jeder den Namen Wüstenfuchs und sonst nichts Zusätzliches«.
»Herkunft?«.
»Die Wüste Tarun«.
»Etwas genauer bitte!«.
»Ich gehöre einem Stamm von Nomaden an, also ist die ganze Wüste unser zu Hause«.
»Ich werde das mal so akzeptieren«, entgegnete der Wächter und rollte sein eben beschriebenes Pergament zusammen. »Ihr könnt passieren«, sprach der Mann und Hagi setze sich in Bewegung um sich sogleich in die Stadt zu begeben, denn er wusste nicht, ob Saya bereits vor Ort war.

Falls ihr die Geschichte der Beiden weiter verfolgen wollt geht es hier weiter.