Eine neue Welt

Begonnen von Samuel, 07. August 2014, 01:09:11

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Samuel

Samuel zog den Mantel enger um seine Schultern. Hier in diesem Teil der Stadt war er noch nie gewesen...
Samuel war ein Gildenmagier. Er wuchs behütet in der Gilde auf, hatte irgendwann, als seine Zeit gekommen war, sogar die Verantwortung für die Gilde übernommen und hatte in und für seine Gilde bereits großartige Schlachten gegen gefährliche Monster geschlagen. Es gab kaum ein Wesen ausserhalb von Elteran, vor dem er sich fürchten musste.

Aber das hier, das hier war etwas anderes. Wer hier in den düsteren Vierteln der Stadt nur auf seine Magie vertraute, der würde nicht lange überleben. Gewitztheit, Aufmerksamkeit, Anpassungsfähigkeit. Kreativität im Umgang mit Magie. Dies waren die Eigenschaften, auf die er sich hier verlassen musste. Samuel konnte nur hoffen, daß er intelligent genug war, diesen neuen Herausforderungen gerecht zu werden.

Warum war er überhaupt hergekommen? Sein Leben in der Gilde war bequem, ruhig, ereignislos. Eigentlich alles, was man sich als Magier seines Alters wünschen konnte.
Waren das etwa die Anzeichen einer Midlife-Crisis? Ein Aufbäumen der Abenteuerlust aus Angst man würde etwas in seinem Leben verpassen? Oder war es doch die Neugier, einmal etwas ganz anderes zu erleben?

Naja, nun war nicht die Zeit, sich über solche Dinge Gedanken zu machen.
Samuels Schritte lenkten ihn zu dem steinernen Tor, neben dem ein Wächter auf einer fremdartigen Stangenwaffe gestützt vor sich hin döste.

"Guten abend" sprach Samuel, während er seine Kapuze zurückschlug um seine friedlichen Absichten kundzutun, "Ich bin Samuel von der Gilde der Schattenfänger und begehre Einlaß."

Mit einem freundlichen Lächeln erwartete er die Reaktion der Stadtwache.
"I am chaos. I am the substance from which your artists and scientists build rhythms.
I am the spirit with which your children and clowns laugh in happy anarchy.
I am chaos. I am alive, and tell you that you are free"
- Eris, Goddess Of Chaos, Discord & Confusion

Voltan

Schon seit vielen Monden hatte niemand den Kern Elterans durch dieses Tor betreten. Die Schichten hier kamen meist einem Urlaub gleich - insofern man nicht mit ranghöheren Wachen das Tor sichern musste. Jene hatten zumeist die unangenehme Angewohnheit, drakonische Strafen beim Hauptmann zu beantragen, falls man während der Schicht einschlafen sollte.

Heute war es jedoch anders. Eine drückende Schwüle hing wie eine Glocke über dem nächtlichen Elteran und ließ einem das Atmen schwer fallen. Die Wache, einer alter Veteran, döste unbeholfen auf seiner Stangenwaffe.
"Guten Abend" schallte es in seine Ohren und ließ ihn aufschrecken. Er nahm erschrocken Haltung an, da seine trägen, müden Augen nicht sofort die Ursache der schlafverhindernden Worte ausmachen konnten. "Samuel", "Schattenfänger", "Einlass". Den Namen glaubte die Wache schon gehört zu haben, ein bekanntes Gesicht formte sich in dessen Gedanken.
Im Fackelschein erkannte man, dass die Person die Kapuze zurückschlug. Das Gesicht des Mannes  war eher mager: langgezogenes Kinn und herausstehende Wangenknochen, über die sich die Haut bedenklich stark spannte. Die grauen Haare waren an der Stirn nach oben gekämmt.
Doch, das ist dieser Samuel dachte sich die Wache. Man hörte schon seit vielen Jahren des öfteren seinen Namen in der Stadt. Seine Körperhaltung entspannte sich. Er trat einen Schritt zur Seite und platzierte seine Waffe wieder ordnungsgemäß neben sich.
"Öffnet das Tor!" rief er zu den Zinnen hoch, woraufhin die Wache dort oben den Befehl nochmals weitergab. Lautes Rattern erklang und das Tor schwang Stück für Stück auf, während sich ein hölzernes Kratzen in den Ohren festbiss.
"Tretet ein, Samuel von den Schattenfängern" sprach die Wache und streckte seine freie Hand in Richtung des Stadtviertels, das hinter dem Tor begann.

Samuel

Samuel verneigte sich vor dem Wächter und begann, durch das Tor zu schreiten.
Auf halbem Wege wendete er sich - einer Inspiration folgend - noch einmal zu der Wache um.

"Wenn Eure Schicht vorbei ist, trefft mich im größten Gasthaus hier. Ich gebe einen aus."

Still in sich hinein lächelnd ließ Samuel einen Moment die vielfältigen, geheimnisvollen Lichter des unbekannten Stadtviertels auf sich wirken, bevor er frohen Mutes in seine neue Welt schritt.
"I am chaos. I am the substance from which your artists and scientists build rhythms.
I am the spirit with which your children and clowns laugh in happy anarchy.
I am chaos. I am alive, and tell you that you are free"
- Eris, Goddess Of Chaos, Discord & Confusion