Geschichten - Reihe

Begonnen von Nyme, 29. April 2007, 17:37:20

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Nyme

Ich poste hier mal eine Serie von Geschichten, die alle mehr oder weniger zusammengehören.

Nyme


Zeichen
Während deiner Reise durch einen dichten Nadelwald, bemerkst du an einem der Bäume plötzlich ein merkwürdiges Schriftzeichen. Das Zeichen ähnelt einem Falken, der ein Stück Stoff im Schnabel trägt, doch du bist dir nicht sicher, ob du die dünnen Linien richtig gedeutet hast. Als du dich umblickst erkennst du an einem Baum in der Nähe ein ähnliches Zeichen. Deine Neugier ist geweckt, deswegen schaust du dir auch dieses Zeichen genau an. Plötzlich bemerkst du, dass die Zeichen einen kleinen Trampelpfad durch den Wald kennzeichnen, der mit bloßem Auge nicht zu erkennen war. Entlang dieses Weges tauchen immer wieder Markierungen in unterschiedlichen Tierformen auf, die alle ein Stück Stoff im Schnabel oder im Maul halten.  Du fragst dich, wer so viel Arbeit auf sich nimmt und hunderte kleine Tierzeichnungen in Bäume schnitzt und möchtest unbedingt sehen, wohin der Weg führt.




Nyme

Die Lichtung

  Die Dämmerung ist schon fastangebrochen, als du  auf eine kleine Lichtung kommst. Anscheinend hat hier ein Kampf stattgefunden, denn auf dem Boden entdeckst du eingetrocknetes Blut.
Wachsam blickst du dich um, schließlich möchtest du nicht auch überfallen werden. Unter einem Strauch am Rande der Lichtung entdeckst du eine kleine Schriftrolle. Nach einigem Zögern brichst du das Siegel auf und liest

,,Ehrwürdiger Sembal,
Es ist zu spät. Ich  bitte um Erlaubnis für Rückkehr. Jede Nacht werden wir von schwarz verhüllten Gestalten angegriffen, fast die Hälfte meiner Männer ist bereits tot. Es sieht so aus, als müssten wir zu unserer Notlösung greifen, ansonsten wird uns auch der letzte Stein abhanden kommen. Ich habe mich mit den verbleibenden Kriegern zur Lichtung am Ende des Tierpfades zurückgezogen, in dieser Nacht müssen wir mit einem weiteren Angriff rechnen. Schickt meiner Wenigkeit  einen Boten mit weiteren Befehlen, damit ich weiß, was ich machen soll. 
Untertänigst, Euer Diener des Wolfes"

Du fragst dich, was dieser Brief wohl bedeuten könnte, doch zuerst beschließt du dir einen Schlafplatz zu suchen. Du breitest deine Decke in einiger Entfernung zur Lichtung unter den schützenden Zweigen einer Tanne aus und schläfst ein.

Nyme

Überfall

Mitten in der Nacht wachst du auf. Ein lautes Kreischen durchdringt den Wald und scheint aus allen Richtungen zu kommen. Ängstlich hältst du die Luft an, obwohl du eigentlich keine Angst haben müsstest, gehört zu werden. Einige Meter neben deinem Schlafplatz entdeckst du eine schwarze Gestalt. Scheinbar ist sie die Quelle des Lärms, denn es wird auf einmal Still, als die Gestalt in deine Richtung blickt. Du wünscht dir fast schon wieder den Lärm zurück, so unheimlich ist dir die Stille. Leise tastest du nach deinem Stab, damit du dich verteidigen kannst.
Plötzlich startet das Gekreische abermals und du siehst drei der Gestalten in deine Richtung springen. Erschrocken schleuderst du einen Fluch auf die Gestalt in der Mitte, aber die beiden anderen schaffen es dich zu packen und festzuhalten. Mit vereinten Kräften versuchst du dich zu befreien, aber  du bist unterlegen. Plötzlich wird es schwarz vor deinen Augen. Du spürst, wie die Kräfte aus deinem Körper weichen und wirst bewusstlos.

Nyme

Erwachen
Als du aufwachst merkst du, das du an Armen und Beinen gefesselt bist. In deinem Mund steckt ein Knebel, der nach fauligem Fleisch schmeckt. Du zerrst ein wenig an dem Strick, der um deine Hände gewickelt wurde, aber das einzige das  du erreichst ist, das sich er sich noch enger um dein Handgelenk wickelt. Auf einmal wirst du unsanft in die höhe gerissen. Eine der schwarzen Gestalten presst dich gegen einen Baumstumpf und funkelt dich mit ihren Augen böse an.
"Weerrrrrrr bissst duuu ?"
krächzt sie mit einer angsteinflößenden Stimme
"Waasssss hattesssst duu aufff derrr Lichhtuuuungg ssssuuu ssuuuuuchenn ? Wirr mögeen keiineee Frrrrrrrrrrremddenn!"
Du möchtest antworten, doch wegen dem Knebel in deinem Mund ertönt nur ein unverständliches Gestammel. Mit einem Ruck zieht dir die Gestalt den Knebel zwischen deinen Zähnen hervor und du nenst deinen Namen. Die Gestalt schweigt und zeigt keinerlei Reaktion. Du bittest sie, dich freizulassen und beteuerst nur durch Zufall in der Nähe der Lichtung geschlafen zu haben. Du zuckst zusammen, als die Gestalt plötzlich die Schriftrolle aus deiner Tasche zieht.
"Lüüüüüüüüüüügeee niiiiiiiiichttt!!!"
brüllt sie dich an, nachdem du ihr erzählt hast, das du diese Schriftrolle noch nie gesehen hast. Endlich lässt die Gestalt dich los und du sackst am Fuß des Baumes zusammen. Du hörst, wie sich die Gestalt von dir entfernt und wie sie etwas zischt, dass du nicht verstehen kannst. Anscheinend halten sich noch einige andere der merkwürdigen Wesen im Wald auf.
Verzweifelt versuchst du einen Weg zu finden, um die Fesseln loszuwerden. Auf einmal fällt dir das kleine Messer ein, dass du noch in deiner Tasche hast. Mit einer merkwürdigen Verrenkung schaffst du es tatsächlich, es in die Hand zu nehmen. Es dauert einige Zeit, bis du die Fesseln gelöst hast und an deinem Handgelenk hast du jetzt zusätzlich zu den blauen Flecken und der schmerzenden Stelle, an der das Seil deine Hände aneinander gedrückt hat, auch noch einige Schnittwunden. Hastig knotest du auch noch den Strick an deinen Fußknöcheln auseinander und rennst so schnell du kannst weg.

Nyme

Flucht
Du kommst nur wenige Meter weit, bevor die schwarzen Gestalten merken, dass du einen Fluchtversuch startest. Du spürst einen stechenden Schmerz an deinen Füßen, aber trotzdem rennst du weiter so schnell du kannst. Vor deinen Augen verschmelzend die Bäume zu einem einzigen braun-grünen Schleier. Mehrmals bleibst du an Wurzeln und kleinen Büschen hängen. Deine Verfolger kommen dir zwar nicht näher, doch du hörst immer noch ihr Geschrei. Auf einmal spürst du, wie der Boden unter dir nachgibt und du in eine Grube fällst. Du warst so unachtsam, dass du in eine Falle für Wölfe und Bären gefallen bist. Zum Glück hat der Fallensteller die angespitzten Pflöcke am Boden vergessen, sonst wärst du jetzt tot. Ein großer Haufen faulig riechendes Laub ist auf dich gerutscht, so dass du kaum noch Luft bekommst. Aber immerhin laufen deine Verfolger an dir vorbei, ohne dich zu sehen oder zu hören. Du freust dich zwar über deine erfolgreiche Flucht, aber du weißt, dass die Gestalten in den schwarzen Kutten bald wiederkehren werden um nach dir zu suchen. Du wühlst dich aus dem Laubhaufen und überlegst, wie du aus der Grube herauskommen sollst.
Auf einmal hörst du Stimmen. Doch dieses Mal ist es nicht die unangenehme Stimme von einem der Gestalten, sondern eine menschliche Stimme. Noch bevor du dich verstecken kannst taucht am Rand der Grube ein Mann auf. Er hält eine Lanze in der Hand und funkelt dich misstrauisch an.
Na, was treibt Ihr denn dort unten in der Grube
fragt er dich. Er sieht nicht aus, als ob er dir etwas böses wollte, dennoch antwortest du so knapp wie möglich.
Nunja, Freiwillig bin ich nicht hier. Könnt Ihr mir helfen hier herauszukommen?
Der Mann grinst und hält dir seine Lanze entgegen um dich herauszuziehen. Du greifst die Lanze und ein starker Ruck fährt durch deine Arme, als der Mann dich in einem Stück aus der Grube zieht. Nachdem du dich bedankt hast, stellt er sich vor.
Mein Name ist Sembal. Sagt, habt Ihr hier in letzter Zeit eine kleine Gruppe von bewaffneten Menschen gesehen?
Sembal....Sembal....Irgendwo habe ich den Namen doch schon mal gehört....Oder gelesen....Richtig! Gelesen! Die Schriftrolle! schießt es dir durch den Kopf.
Ich habe neulich eine Schriftrolle im Wald gefunden, die an euch adressiert waren. Sie kam von einem gewissen "Diener des Wolfes".
Eine Schriftrolle? Zeigt her!
Das wird schwierig sein. Ich wurde im Wald von Gestalten in schwarzen Kutten angegriffen und gefangengenommen. Sie haben die Schriftrolle an sich genommen. Ich bin geflohen und habe mich in dieser Grube hier ... Ähhh.... versteckt. Ich weiß aber noch ungefähr, was in der Schriftrolle stand.
Der Diener des Wolfes wollte Euch mitteilen, dass es zu spät sei. Außerdem bat er um die Erlaubnis zum Rückzug. Weiter schreib er, dass sie von den Gestalten angegriffen wurden, die auch mich überfallen haben. Er wollte Euch sagen, dass er zur "Notlösung" greifen müsse, da sonst auch der letzte Stein verloren wäre.
So wenig mir diese Botschaft auch gesagt hat, vielleicht hilft sie ja Euch weiter.

Das sind wahrlich keine guten Neuigkeiten. Habt Ihr Spuren gefunden, die auf den aktuellen Aufenthalt meiner Männer schließen lassen?
Hmm, ich sah Spuren eines heftigen Kampfes, aber keine Menschen. Worum geht es denn?
Das ist eine lange Geschichte. Habt Ihr etwas Zeit?
Ja, warum nicht
erwiderst du und setzt dich neben ihn erschöpft auf den Boden.