Allyaras Ankunft

Begonnen von Allyara, 30. Juni 2009, 17:27:23

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Allyara

Der Himmel hing voller pechschwarzer Wolken und es regnete, als würde jemand einen Wasserbottich ausschütten. Nur, daß dieser Bottich nun schon seit über 2 Tagen einfach nicht leer werden wollte. Es war noch nicht einmal Mittag, doch bei diesem düsteren Himmel hätte es auch ebenso Abend sein können.
Die Handelsstraße, auf welcher der alte Ochsenkarren hinwegschlich war vom Regen völlig aufgeweicht. Kleine Sturzbäche hatten tiefe Furchen in den Boden gezogen, und immer wieder blieben die Räder in einer der tiefen Schlammpfützen stecken, so daß alle absteigen und ihn mit gemeinsamer Anstrengung wieder befreien mußten.
Auf der Ladefläche des Wagen saß auch Allyara, zusammengekauert zwischen einigen Knechten und Mägden. Ihren braunen Wollmantel hatte sie fest um sich geschlungen, so daß ihr Körper kaum noch zu erkennen war. Lediglich ihr Gesicht und einige pechschwarze Haarsträhnen schauten hervor. Das Gesicht war kantig, aber dennoch weiblich und freundlich. Große grünen Augen und eine etwas zu groß geratene Nase fielen als erstes auf. Gerade jetzt wirkte es allerdings in erster Linie müde und erschöpft.

Mehr als 2 Wochen war sie nun bereits gereist, und das erste Mal seit langer Zeit war sie dabei allein. In den letzten Jahren, seit sie ihr Elternhaus verlassen und auf eigenen Beinen stehen mußte, hatte sie sich einer Gruppe von Vagabunden und Glücksrittern angeschlossen. Zusammen hatten sie sich mit Tagelöhnerwerk sowie Jagd und sammeln in den umliegenden Wäldern durchgeschlagen, bisweilen auch mit kleineren Diebstählen, Gaunerein oder Einbrüchen.
Dann jedoch kamen Baskam und Torben auf die Idee, auf einem Handelsschiff anzuheuern. Aber nicht einmal mit einem Dolch an der Kehle würde man Allyara dazu bringen, noch einmal einen Fuß auf eines dieser schwimmenden, schlingernden Ungetüme zu setzen. So trennte sich die Gruppe, und Allyara war mit ihrer wenigen Habe gen Süden weitergezogen, bis sie am gestrigen Nachmittag auf jenen Erntewagen getroffen ist, der zustimmte, sie für ihre Hilfe bei der Reparatur in die nächste Stadt mitzunehmen.

Und das war inzwischen bitter nötig. Ihre Kleidung war völlig verdreckt, an etlichen Stellen gerissen und roch nach einer Mischung aus Schweiß, Rauch und Erde. Auch ihre Schuhe begannen sich langsam aufzulösen. Missmutig durchwühlte sie ihr kleines Gepäckbündel als hoffte sie doch noch etwas zu essen zu finden, was sie die letzten Male übersehen hatte. Doch zwischen einem Wasserschlauch, verbeultem Kochgeschirr, verschiedenen Werkzeugen, ein paar Kerzen und sonstigem Reisegepäck war längst kein Proviant mehr vorhanden. Zusammen mit dem Messer an ihrem Gürtel sowie einem Lederbeutel, der jedoch kaum noch ein paar Kupfermünzen enthielt war das ihr einziger Besitz. Ja, es war wirklich nötig, sich in einem sicheren Schlafplatz auszuruhen, ihre Kleider und sich selbst in Ordnung zu bringen und ein wenig Geld zu verdienen.

Langsam wurden am Horizont die Stadtmauern von Elderan sichtbar. Doch gleichermaßen wie Allyara darüber erleichtert war, so bereitete ihr der Gedanke an diese Stadt Bauchschmerzen. Sie war in einem kleinen Dorf aufgewachsen und hatte auch dannach einen Großteil ihrer Zeit in den Wäldern verbracht. In großen Städten und Menschenmengen fühlte sie sich stets unwohl und unsicher.
Vor dem Stadttor verabschiedete sie sich kurz von der Gesellschaft und schwang sich vom Karren herunter. Nun konnte man erkennen, daß sie sehr drahtig und von eher zierlicher Statur war. Dennoch war ihre Kraft und vor allem ihre Beweglichkeit nicht zu unterschätzen.
Am Tor herrschte reger Betrieb. Unzählige Händler, Bürger und Wanderer strömten hinein und hinaus, die Wachen hatten sich wegen des Regens größtenteils in ihre Wachkammern zurückgezogen, von wo sie den Strom beobachteten. Also stapfte Allyara los und hoffte, wegen ihres Erscheinungsbildes nicht weiter behelligt zu werden und in die Stadt zu gelangen.