Camenia setzt sich aufs Bett, zieht die Beine an den Körper und lässt ihren Kopf dann darauf sinken. Ihre Arme hat sie fest um sich geschlungen und ihr Blick richtet sich Richtung Boden.
"Nett der Alte, wirklich nett. Ich geh den Besen holen, ruh dich erstmal etwas aus. Hast du Hunger? Ich werde ihn dann nach etwas zu essen fragen gehen wenn du möchtest?" hört sie Lamont sagen aber zur Antwort schüttelt sie bloß den Kopf.
"Nein danke, hab keinen Appetit." meint sie dann schliesslich, als sie merkt, dass er eine Antwort von ihr erwartet.
Das ist auch ihre einzige Regung. Nach einem kurzem Moment macht sich Lamont dann auch auf die Suche nach einem Besen und Camenia ist allein im Zimmer. Eigentlich sollte sie froh sein, dass sie ein Zimmer für sich hat, aber Lamonts Antwort ist nicht gerade das gewesen, was sie sich erhofft hat. Irgendwie hat sie sich erwartet jetzt nicht mehr allein sein zu müssen.
"Äh, mein Herr, wir möchten uns das Zimmer nicht teilen..." seine Worte gehen ihr wieder durch den Kopf.
*Mag er mich etwa nicht ? Ist ihm meine Gegenwart unbehaglich ? Aber er hat doch nie eine Andeutung gemacht, dass er mich nicht mag. Oder hab ich es nur übersehen und er wollte mir schon lange klarmachen, dass ich mehr Abstand halten soll ? Vielleicht fühlt er ja auch nicht so wie ich und es ist ihm einfach zu viel geworden.*
Unglücklich vergräbt sie wieder ihr Gesicht zwischen ihre Arme. Erst jetzt wird ihr wirklich bewusst wie allein sie sich seit dem Tod ihrer Eltern schon fühlt. Seit diesem unglücklichen Tag ist sie allein und das einzige was sie im Moment denken konnte war, dass sie es wohl auch bleiben wird. Als wäre der Gedanke ein kleiner Kieselstein, der eine Lawine ins Rollen bringt, überwältigen sie ihre Gefühle.
All die Zeit sich selbst einzureden es wird schon wieder gut erscheint ihr plötzlich nicht mehr wahr, einfach nicht mehr möglich.
*Er mag mich nicht, wieso sollte mich jemand anderer mögen.*
Es ist plötzlich so leicht unter dem Druck der Gefühle einfach nachzugeben. Ihre Augen werden wässrig und schon rinnen die Tränen an ihrem Gesicht herab. Ihre Selbstbeherrschung zerbricht letztendlich unter dem Gewicht der Geschehnisse. Es hat keine Bedeutung mehr wo oder wann sie war, sie will einfach nur einmal all ihrer Trauer freien Lauf lassen können.
Sie denkt nicht mehr rational, will gar nicht mehr vernünftig sein. Irgendwer muss einfach für ihre Trauer verantwortlich sein, irgendjemand, egal wer.
Murmelnd und schluchzend redet sie mit sich selbst. Schliesslich ist sie ja allein, zumindest braucht Lamont sicher länger bis er einen Besen findet. Die Treppe würde auch knarren.
Das die Treppe schon längst geknarrt hat war ihr entgangen und ihr Blick ist so verschwommen, dass sie ausserdem nichts sehen kann.
"Wieso macht er das bloß ? Denkt er sich garnichts dabei ? Er redet mit mir als wäre alles ganz normal obwohl er doch wissen muss, wie ich mich in seiner Nähe fühle. Wie ein gemeiner Dieb verhält er sich, nimmt sich alles was ich habe und gibt nichts davon zurück."
Wieder traurig in ihre Gedanken versinkenkend sinniert sie stumm weiter.
*Mein ganzes Herz hat er bekommen, wieso will er mir jetzt nicht etwas von seiner Liebe abgeben.*