Die Chroniken des MajinPiccolo

Begonnen von MajinPiccolo, 08. April 2008, 13:21:31

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MajinPiccolo

Langsam schritt der in eine rot-schwarze Robe gekleidete Fremde auf das Stadttor zu. Sein Gesicht war von der Kapuze bedeckt und sein Gang war fest und entschlossen. Er führte direkt auf die Stadt Elteran zu.
"Halt!" raunte ihm eine der Wachen unfreundlich zu. "Bevor ihr Einlaß in die Stadt erhaltet müßt ihr euch erkennbar machen."
Leicht verärgert und mit einem lauten "Grmpf!" schob der Fremde seine Kapuze etwas nach oben und blickte die Stadtwachen bedrohlich an. Auf der Stirn schien er eine Art magisches Stirnband zu haben und auch an den Armen blitzten Armbänder mit merkwürdigen Kristallen und den Initialen "MP".
"Ich bin MajinPiccolo und ich erbitte um Einlaß in die Stadt! Tretet bitte beiseite!", erwiderte er mit einem Grinsen im Gesicht.
"Woher seid ihr MajinPiccolo? In letzter Zeit kommen sehr viele Fremde nach Elteran. Die Bürger der Stadt sind aufgebracht.", entgegnete ihm eine der Wachen.

In Gedanken versunken erinnerte sich MP an seine Kindheit. Als Kind zweier reicher Erzmagier im hintersten Winkel Arthorias in einer abgeschotteten Villa aufgezogen wurde er immer als verwöhnter Neureicher gesehen und konnte dadurch nur schwer Freundschaften schließen. Durch den Mangel an sozialen Kontakten begann er dem Beruf seiner Eltern nachzugehen und studierte die Schriften des Arkanen. Mit 16 bekam er von seinen Eltern ein besonderes Geschenk: Zwei Armbänder und einen Stirnreif bespickt mit mysteriösen Kristallen und seinen Initialen darauf. Wie wertvoll dieses Geschenk für ihn war merkte er jedoch erst, als seine Eltern von einem ihrer Abenteuer nicht wieder zurückkamen und seine Großeltern diese offiziell als vermisst meldeten.
Voll von Trauer über den Verlust der einzig wichtigen Menschen in seinem Leben, vergrub er sich immer mehr in seinen Schriften, lernte alte Sprachen und verschrieb sich den dunklen Künsten der Magie. Durch seine Studien erfuhr er auch mehr über seine Armbänder und den Stirnreif. Es waren alte Artefakte die sich positiv auf seine magischen Fähigkeiten auswirkten und diese um einen wenn auch nur geringen Anteil bündeln und verstärken konnten. Eines Tages beschloß er der elterlichen Villa den Rücken zu kehren und die Welt zu entdecken.
Anfangs als gewöhnlicher Dieb und Trickzauberer bzw. mittelloser Vagabund unterwegs verschaffte er sich etwas Geld nebenher, da er nichts von seiner reichen Vergangenheit wissen wollte. Dort lernte er den groben Wortlaut und fand während seiner Diebestouren u.a. seine besondere rot-schwarze Robe. Mit 23 war er bereits einer der gefürchtetsten dunklen Magier der Gegend bis er eines Tages eine hilflose Frau mit ihrer Tochter im Wald traf. Nun, treffen wäre wohl falsch ausgedrückt, denn er fand die beiden Frauen umzingelt von einer kleinen Horde Goblins vor und diese schlugen wohl schon etwas länger auf die zierlichen Körper der Damen ein. Er eilte ihnen zu Hilfe, schleuderte mit seinen bisher erlernten magischen Fähigkeiten um sich und tötete die Goblins. Jedoch kam seine Hilfe zu spät. Die Frauen starben in seinen Armen. Als er ihre Körper in seinen Händen hielt, fiel sein Blick auf seine Armbänder. In diesem Moment verstand er, daß er dem falschen Weg folgte um seine innere Trauer zu bekämpfen. Er begrub die zwei Frauen an Ort und Stelle, ging in die nächste Stadt und organisierte von da an Hilfslieferungen in ärmere Gebiete der Gegend. Er selbst begleitete die Transporte immer zum Schutz vor Überfällen. Seine schroffe Art behielt er bei, denn die Welt war dunkler als die für ihn damals sichere Villa der Eltern und man konnte sich nur durchsetzen, indem man seine eigene Linie knallhart durchzog und notfalls den richtigen Leuten auch richtig die Meinung sagte. Einige Zeit später, kurz vor seinem 26 Lebensjahr, erfuhr er von der Stadt Elteran und den Gerüchten die sich um die Probleme in der Gegend verbreiteten. Irgendwie wurde er damals das Gefühl nicht los, daß ein großes Unheil aufzieht und aus diesem Grund ging er zum ersten Mal seit langem wieder auf Abenteuer hinaus. Nach dreimonatigem Fußmarsch stand er nun hier, vor den Toren der großen Stadt Elteran, dem Hauptsitz Arthorias.

Aus seinen Gedanken gerissen durch das erneute "Woher stammt ihr?" der Torwachen faltete er seine beiden Hände zu einer Art Dreieck gebildet durch die Spitzen der Zeigefinger. Dann lachte er laut los.
"Woher ich stamme wollt ihr wissen? Aus Nimmerland!", entgegnete er und ging zwischen den Wachen durch das Tor. Als diese sich ihm entgegenstellten sprach er einen Zauberspruch und schleuderte die Wachen in den wassergefüllten Stadtgraben. Durchnäßt wurden sie dann noch einmal von ihm angesprochen.
"Jetzt da ihr wisst, woher ich stamme erlaubt ihr mir doch sicher den Zutritt in die Stadt, denn tut ihr das nicht, droht eurer Stadt großes Unheil. Jedoch droht dieses Unheil keinesfalls von einem weiteren fremden Magier wie mir, wie ihr sicher schon an der Vielzahl neuer Gesichter in eurer Stadt erkennen konntet. Ich bin nur hier um zu helfen. Nun, wie lautet eure Antwort? Gewährt ihr mir nun Einlaß?"
Er blickte die Wachen mit einem Grinsen im Gesicht an und hielt ihnen seinen Holzstab entgegen, auf daß diese sich daran hochziehen und aus dem Wassergraben kommen konnten.




Kiriru

Verärgert erklommen die beiden Wachen ohne die Hilfe des Fremden den Weg zum Stadttor. "Ihr solltet mehr Respekt gegenüber anderen haben!", sagte eine der beiden Wachen, während sie versuchte möglichst viel Wasser aus ihrer Kleidung zu bekommen. "Ihr habt mich wirklich sehr verärgert!", fügte sie hinzu, "Doch es ist meine Pflicht Euch einzulassen, da Ihr mir nicht gefährlich erscheint. Lasst Euch aber nicht bei irgendwelchen Schandtaten erwischen, sonst werdet Ihr noch was erleben!." Mit diesen Worten der Warnung gab die Wache das Zeichen den Magier einzulassen und wandte sich dem nächsten Besucher zu.