Das erste Bier

Begonnen von skrive, 05. Oktober 2010, 14:13:41

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Als Skrive van den Wachen eingelassen wurde, wollte er nur noch zwei Dinge: Ein Bier und Schlafen. Die Wachen am Stadttor empfahlen ihm den giftgrünen Drachen, so machte er sich auf den Weg in der noch fremden Stadt. "Kennt man eine Stadt, dann kennt man alle!", dachte sich Skrive, als er durch die Straßen und Gassen schlurfte - und er behielt recht. Die Taverne lag genau dort, wo er sie vermutet hatte. Als er die Tür öffnete atmete er tief ein...das, was andere als Gestank bezeichneten, war für ihn der Duft nach Freiheit, spannenden Geschichten, Schicksalen und...natürlich Bier und Met. Er musste Lächeln, bei dem Gedanken endlich etwas Bier trinken zu können.  Unsanft schob er sich durch den überfüllten Raum an die Theke, wo er einen Sitzplatz ergattern konnte. Es war für Skrive ein ungewohntes aber schönes Gefühl, von Niemanden erkannt zu werden. Schnell schlüpfte er aus seinem schweren Wollumhang, den er wie seine Ledertasche auf seinem Schoß platzierte. Mit einer geübten Geste, gab er dem Wirt zu verstehen, dass er ein Bier wollte. Ein großes Bier. Skrive leerte den ersten Krug  sofort in einem Zug und bestellte Nachschub. Als der zweite Krug kam, zupfte er den Wirt am Ärmel: "Meister, ich suche eine Bleibe für die Nacht. Wenn möglich nicht in Eurem überfüllten Schlafsaal. Ein kleines Zimmer wäre mir genhem. Wenn Ihr mir mit dem Preis etwas entgegenkommt, dann bliebe ich vielleicht sogar länger...". Skrive setzte wieder seinen provozierenden Blick auf, der ihm schon bei den Stadtwachen geholfen hatte.

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Über zwei Wochen hauste Skrive schon in diesem Loch, das der Wirt Zimmer nannte. Wenigstens das Bier unten in der Taverne war gut gekühlt und trinkbar. Skrive hatte versucht in der Stadt Geldgeber für ein Nachrichtenpapyrus zu finden - doch ohne Erfolg und seine Ersparnisse waren beinahe aufgebraucht. Jetzt wusste er auch, warum ihn die Wachen damals am Stadttor so bereitwillig durchgelassen hatten. Die Stadt brauchte dringend neues Blut. Es mangelte an Einwohnern und Handwerkern. Ob eine Seuche, Krieg oder einfach nur mangelnde Perspektive dazu geführt hatten, war Skrive egal - er wollte nur wieder weg. Er hatte von einem Reisenden gehört, dass es auf der anderen Seite des Meeres ein großes Land geben sollte. Also hatte er beschlossen im Hafen nach einem Schiff zu suchen, dass ihm die Überfahrt ermöglichte. Er stopfte seine Habseligkeiten in die alte Ledertasche, warf sich seinen Umhang über den Arm, blies die Kerze aus und trat aus seinem Zimmer. Unten in der Taverne bugsierte er sich wieder auf den Sitzplatz an der Theke, der schon so etwas wie sein Stammplatz geworden war. "Ein letztes Bier noch auf den Weg!", rief er dem Wirt zu, "und mach die Rechung für mein Zimmer fertig!".