Das langersehnte Ziel

Begonnen von elpumuk, 06. Dezember 2007, 22:46:51

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elpumuk

Der Kobold war erschöpft, durchnässt und hungrig. Wie oft hatte er in den letzten Wochen seine Alterstorheit verflucht. Er hätte sicher eine hohe Halle, ein prunkvolles Schloss als neuen Wohnsitz gefunden. Freunde hatten im sogar von einem freien Anwesen berichtet. Es lag zwar etwas abgelegen, war aber durchaus einem Muck seines Alters angemessen, und anscheinend von verträglichen, menschlichen Bewohnern bevölkert. Aber nein, er hatte sich in den Kopf gesetzt, ein großer Magier zu werden, sich nicht mehr mit dem zu begnügen, was seiner Rasse in dieser Beziehung von Geburt an mitgegeben wurde.
Auf großen Schiffen zu reisen, war ja nicht seine Berufung, aber irgendwie unterhaltsam und auch angenehm gewesen. Aber diese lange Wegstrecke über Land, die ratternden Karren, das nächtliche Schleichen durch Gegenden voller Gefahren, das Laufen von Morgens bis Abends, auf den Horizont zu, hinter dem doch nur ein weiter Horizont lag.... Und alles nur um dem wagen Gerücht von der Stadt der Zauberer auf den Grund zu gehen.
Die Sippe der Mucks war von Alters her für ihre exzentrische Art bekannt, aber sein neuestes Abenteuer, würde wohl für immer als ein diesbezüglicher Höhepunkt in die Analen eingehen.     
Doch nun hatte er den Saum des Goblinwaldes erreicht, vorsichtig einen tief hängenden Ast zur Seite gebogen, und hinausgespäht. Und da lag sie in der Abenddämmerung vor ihm, die Stadt um derentwillen er so viel auf sich genommen hatte. Etwas unscheinbar wirkte sie, verglichen mit dem wofür sie stand. Seine angeborenen Instinkte warnten ihn, dass diesem ersten Eindruck nicht zu trauen war. Die Luft war hier jedenfalls getränkt von Magie jeglicher Art. Und plötzlich spürte er, bei aller Erschöpfung, dass ihm die lange Reise auch gut getan hatte. Der Geist war durchlüftet, die Sinne waren geschärft, und die Zähigkeit war in sein altes Fleisch zurückgekehrt.
Mit neuer Kraft begann der Kobold den sanften Hang hinunterzulaufen. Lautlos und geschmeidig, jede sich bietende Deckung ausnützend, bewegte er sich durch die einsetzende Dunkelheit. Die zwei Wachen, die gerade damit beschäftigt waren, das Stadttor für die Nacht zu schließen, bemerkten ihn nicht, als er sich nach links zur Stadtmauer wandte, um sich einen Koboldgemäßen Eingang in die Stadt zu suchen.

Kiriru

"Hast du da auch gerade etwas gehört?, sagte die erste Wache zur zweiten Wache. "Was? Nein, das war sicher nur der Wind. Dein Verstand spielt dir mal wieder einen Streich. Erinnere dich doch mal an letzte Woche. Da dachtest du, dass dich ein Bär verfolgen würde. So ein Schwachsinn...", antwortete die zweite Wache. "Wie du meinst..." gab die erste Wache zurück. "Aber da hatte mich wirklich ein Bär verfolgt. Ich haben ihn gesehen. Zum Glück ist er wieder in den Wald zurück gegangen..." Mit einem Kopfschütteln dreht sich die zweite Wache von der ersten weg und sagte schließlich: "Man bin ich froh endlich nach Hause zu kommen..."